Des beische Reich und seine einzelnen Glirder. (Aug. 19.—20.) 137
Sorau-Guben und Halle-Kassel in die Verwaltung des preußischen Staates
übergegangen sind, gebietet derselbe über die den Verkehr zwischen dem Süd-
osten und dem Westen Deutschlands großentheils beherrschenden Verkehrs-
straßen und wird also in der Lage sein, den sächsischen Staatsbahnen Gleiches
mit Gleichem zu vergelten.“
19.—20. August. (Deutschland.) Abhaltung des XII. deut-
schen Journalistentages in Dresden.
19. August. (Bayern.) Eine k. Verfügung befiehlt die Ein-
führung des Mausergewehres statt des bisherigen Werdergewehres
für das ganze bayerische Heer. In Zukunft wird also die gesammte
deutsche Armee eine und dieselbe Handfeuerwaffe führen, und zwar
eine solche, die den französischen, österreichischen und englischen Hinter-
ladern mehr als ebenbürtig zur Seite steht.
20. August. (Deutsches Reich.) Der Reichskanzler Fürst
Bismarck geht zur Bade-Nachkur nach Gastein.
20. August. (Elsaß-Lothringen.) Zusammentritt der drei
Bezirkstage der Reichslande. Ihre Beschlüsse deuten theilweise ent-
schieden eine allmälige Annäherung an Deutschland an.
Im Unter-Elsaß wählt der Bezirkstag den Apotheker Klein zu seinem
ersten Präsidenten, überhaupt lauter „Angehorige der autonomistischen oder
elsässischen Partei in seinen Vorstand. Hr. Klein, von jeher als deutsch-
freundlich bekonnt und deßhalb vielfach angefeindet, konnte bisher, trotzdem
er immer vorgeschlagen wurde, nie die erforderliche Mehrzahl von Stimmen
als erster Präsident erreichen. Die Thatsache, daß dies nunmehr der Fall
ist, und ferner der Umstand, daß das „Elsässer Journal“ — Organ der Au-
tonomisten — sich bei Besprechung und Beurtheilung deutscher Verhältnisse
augenscheinliche eines immer loyaleren Tones befleißigt, darf als Anzeichen
elten, daß bei der autonomistischen Partei gegenüber der geschaffenen Lage
er Dinge an Stelle der biäherigen kalten Berechnung mehr und mehr die Sym-
pathie tritt. Auf den Vorschlag des Hrn. Klein votirt denn auch der Bezirkstag
einstimmig und ohne doh Seitens der Regierung in irgendeiner Weise eine An-
regung hiegu ergangen ist, zu den Kosten für den Bau der Universität Straß=
burg einen Beitrag von 500,000 Mark aus den bereiten Mitteln des Be-
irkes. Dieser gistimnige Veschluß wird von den Bezirkstags-Mitgliedern
nekon. mit freudigem Applause begrüßt, und es läßt sich nicht verkennen, daß
eine derartige Unterstügung Seitens einer Körperschaft, die nach Lage der
Gesezgebung zu einer Beitragsleistung für Universi butshwen, nicht verpflichtet
ist, die höchste Einsicht der Votanten in den Werth und die Bedentung einer
deutschen Hochschule glundet. Tiefer Empfindung leiht auch der Präsident
der Versammlung treffliche Worte, indem er namentlich ausführte, wie es
eine Ehrenpflicht des elirlatages sei, an dem Ausbaue einer deutschen Uni-
versität aasen sanes #"6. lostchaltn mitzuwirken!
— August. (Deutschland.) Die angeblichen Muttergottes-
erscheinungen und die Wallfahrten dahin stehen an verschiedenen
Orten in voller Blüthe. Nach Marpingen bei Trier und Dietrichs-
walde in Westpreußen wandern Tausende von irregeleiteten Personen,