Algenetine Chronik. 11
Donau zuzieht. Des russische Kaiser entschuldigt sich damit, daß er
genöthigt worden sei, den Einmarsch zu beschleunigen.
30. April. (England) erklärt seine Neutralität in dem zwischen Rußland
und der Türkei ausgebrochenen Kriege.
„ „ (Frankreich.) Der Unterrichtsminister sieht sich genöthigt, die
Unterzeichnung ultramontaner Petitionen gegen die italienische Regie-
rung in den Elementarschulen durch die Schulkinder zu verbieten.
„ „ (Rom.) Die Antworten der Regierungen auf die Mittheilung der
päpstlichen Allocution vom 12. März sind nicht ganz nach dem Ge-
schmacke der Curie ausgefallen. Dieselbe wendet sich nunmehr direkt
an die katholischen Souveräne, indeß mit nicht viel besserem Erfolge.
— „ (Rußland.) Die panflavistischen Agitationscomites organisiren sich
überall unter dem unschuldigen Namen von „Wohlthätigkeitscomités“
und werden als solche von der Regierung gefördert. Die Regierung
erläßt darüber sogar „allerhöchst bestätigte" Regeln.
1.—9. Mai. (Deutsches Reich: Elsaß-Lothringen.) Der Kaiser besucht die
Reichslande. Die Aufnahme desselben ist im Ganzen eine sehr be-
friedigende.
2. Mai. (Russ.-türk. Krieg II.) Die Festung Kars ist von den Russen
bereits cernirt.
„ „ (Rom.) Die päßpstliche Curie stellt sich in dem ausgebrochenen
Kriege zwischen Rußland und der Türkei ziemlich unzweideutig auf
Seite der Türkei gegen das schismatische Rußland.
„ „ (Rußland.) Der Kaiser kehrt von Kischeneff nach Moskau zurück.
3.„ (Deutsches Reich.) Reichstag: erledigt in dritter Lesung ein
Reichspatentgesetz nebst Einsetzung eines deutschen Reichspatentamtes.
3.—4. Mai. (Frankreich.) Dep.-Kammer: Debatte über die clericalen Um-
triebe wider Italien. Der Minister-Präsident erklärt die angebliche
Gefangenschaft des Papstes unumwunden für eine unwahre Ueber-
treibung. Die Kammer erklärt schließlich mit der erdrückenden Ma-
jorität von 361 gegen 121 Stimmen, daß das Wiederaufflammen der
ultramontanen Kundgebungen eine Gefahr für den innern und äußern
Frieden Frankreichs sei und fordert die Regierung auf, die gesetzlichen
Mittel, über die sie verfüge, zur Anwendung zu bringen.
4. Mai. (Russ.-türk. Krieg lI.) Die Pforte erklärt die russischen Häfen
im schwarzen Meere vom 5. Mai an in Blokadezustand. Die Blokade
wird jedoch niemals eine effective.
„ „ (Spanien.) Durch ein kgl. Dekret werden die baskischen Provinzen
den übrigen Provinzen Spaniens vollkommen gleichgestellt. Dieselben
fügen sich, aber nur mit äußerstem Widerstreben und offenbar nur
für einmal.
„ „ (Rumänien.) Bis jetzt wollte Rumänien durchaus nicht mit der
Türkei im Kriegszustande sich befinden. Nun halten sich die Türken
zwar jenseits der Donau und erwarten erst dort die Russen, denen sie
nicht in Rumänien entgegenrücken. Dagegen nehmen sie zahlreiche
rumänische Schiffe auf der Donau und in den rumänischen Donau-
häfen weg und bombardiren einen Theil dieser Städte von ihren
Festungen aus und mit ihrer Donauflotte. Fürst Carol erklärt daher
auf eine Adresse des Senats, daß „Rumänien wohl werde gezwungen
sein, Gewalt mit Gewalt zurückzuweisen“.
6. „ (England.) Lord Derby präcisirt in einer Depesche an Rußland die
englischen Interessen, welche nicht verletzt werden dürfen.