Das beuaische Neich und seine einzelnen Glieder. (Nov. 28—30.) 183
Zurückweisung der Forderung nach einer katholischen Universität nur die Be-
sorguiß, daß die sog. „freien“ Universitäten mit der katholischen Wissenschaft
nicht concurriren können. Der Mangel an katholischen Krhrkresien liege nur
in der bisherigen Unterdrückung derselben, die eine Folge der in den Pro-
fessorencollegien herrschenden Cameraderie sei. Cultminister Falk erklärt, daß
er an der Stelle des Regierungscommissärs auf die früheren Bemerkungen
gar nichts erwiedert haben würde; denn eine Antwort auf die Forderung
nach einer katholischen Universität sei überflüssig, da jeder wisse, daß niemals
ein preußischer Cultminister die Forderung erfüllen werde.
28. November. (Bayern.) II. Kammer: Ausschuß für die
Vorlage betr. Errichtung eines Verwaltungsgerichtshofes:
In der ersten Sipung. desselben macht der Minister v. Pfeufer die
Mittheilung, daß Se. Maj. der König die Neorganisation des Staatsrathes
anzuordnen geruhte — wonach derselbe — ganz dem Antrag des Referenten
Lauc entsprechend — als eine aus der Staatskasse bezahlte, entscheidende
ehörde aufzuhören habe. Der Staatsrath erfordere gegenwärtig eine Summe
von 77,020 Mk.; durch Ersparung dieser Summe und in Folge weiterer Er-
sparungen an Ministerialreferenten würden etwa 100,050 Mk. zionnen und
dadurch die Mittel für den Berwaltungsgerichtshof, der 99,050 Mk. erfordere.
Ein Gebäude für denselben sei auch vorhanden. Die Errichtung. eines Ver-
waltungsgerichtshofes beanspruche daher gar keinen besonderen Aufwand.
29. November. (Deutsches Reich.) Bundesrath: genehmigt
die Vertheilung von weiteren 10 Mill. Mark französischer Kriegs-
kostenentschädigung.
29. November. (Baden.) II. Kammer: die Adreßdebatte gibt
der neuen Regierung zum ersten Mal Gelegenheit, sich über ihre
Politik sowohl gegenüber dem Reich als bezüglich der inneren Ent-
wicklung einläßlich auszusprechen, und zwar geschieht es zur vollen
Befriedigung der liberalen Majorität, so daß die anfänglichen Be-
sorgnisse als gänzlich gehoben betrachtet werden. Die Antworts-
adresse selbst wird schließlich mit allen national-liberalen und den
2 demokratischen Stimmen gegen die ultramontanen angenommen.
30. November. (Preußen.) Abg.-Haus: die Regierung läßt
demselben einen Gesetzentwurf betr. die Reorganisation der evange-
lischen Domstifter Merseburg, Naumburg und Zeitz, welche bisher
lediglich wohlsalarirte Sinecuren für begünstigte Dignitäre waren,
zugehen.
Einkünfte der Konstite (Merseburg mit 69,080, Naumburg mit
139,701 und Zeitz mit 27,525 Mk.) sollen fortan in erhö htem Maße dem
Interesse der Krcche und ro dienstbar gemacht werden. Doch sollen nicht
nur die gegenwärtigen Domherrn ihre Stellen und Emolumente beibehalten,
sondern es sollen auch künftig in den nach der Vereinigung von Naumburg
und Zeitz in der Zahl von 2 fortbestehenden Domstiftern je 3 Stiftsstellen
beibehalten werden.
— November. (Württemberg.) Auf einer von der „deutschen
Partei“ zu Ulm abgehaltenen Versammlung wird beim Rückblick