Des beulsche Keich und seine eiszelnen Slieder. (Dez. 14.) 193
einzelnen ihr gehörigen Linien herzustellen suchen. Alles, was geschehe, geschehe
im Einversländnisse mit dem Finanzminister. Auch lägen keine Anzeichen
vor, daß das Haus anders denke, als der Minister. Ein neuer Abschnitt in
der Handelspolitik stehe nicht bevor. Die Absicht einer Monopolisirung der
Staatsbahnen sei nicht vorhanden, obschon manche Autoritäten eine Iche
wollten. Minister Hansemann habe schon im Jahre 1848 einen bezüglichen
Gesetzentwurf vollstendig. ausgearbeitet. In der Rheinprovinz werde diesem
System lebhaft das Wort geredet, so von den Ministern Camphausen, iHanfe.
mann, v. d. Heydt und Mälte Die Verwaltungenorm würde für noch
so großes Eisenbahnneß keine Noth haben, da die Grundlage bel is seansh
vorhanden sei. Der Minister äußert sich hierauf über die Tariffragen für
den Güterverkehr und erklärt sich bereit, jedem Mißbrauche auf den Staats-
bahnen entgegenzutreten. Der Minister dementirt alle Angaben über seine
angebliche Einwirkung auf die Angelegenheiten der oberschlesischen Rechte-
Oderufer-Bahn. Der Standpunkt des Haufes in der Eisen ahnfrage sei ein
solcher, daß er dafür dankbar sei und bleibe. Es handle sich dabei nicht um
eine Industrie, sondern um ossentliche Verkehrswege, um öffentliche W
nicht um einen Erwerb Seitens des Staates. Der Minister hofft, da
aus damit einverstanden sei, diesen Standpunkt festzuhalten. Ri ter andns
ich gegen diese Ausführungen des Handelsministers; er kritisirt dieselben und
ie Eisenbahnverwaltung in Bezug auf verschiedene Linien, verlangt die Ein-
tung einer besonderen Eisenbahncommission und erörtert das Verhalten des
inisters gegenüber einzelnen Privatbahnen und die zur Erwerbung solcher
Bahnen gemachten Schritte. Er bekont dabei, daß er und seine Freunde
ebenfalls Gewerbe und Industrie fördern wollten. Der Handelominister
kommt auf seine Erklärungen zurück; er hebt hervor, daß die Strömung nach
Ausdehnung der Staatsbahnen nicht bloß vereinzelt in Preußen vorkomme,
sondern über den ganzen Continent ausgedehnt sei. Nach und nach, wenn
auch vielleicht erst nach 50 Jahren, werde es bensde, sein Kapital in
Privatbahnen anzulegen. Man brauche sich nicht nach dem Polizeistaat und
einer wirthschaftlichen Neaction zu sehnen, wenn man die Verwaltung der
Eisenbahnen in die Hand des Staates lege. Er sei als Handelsminister, trotz
vielfacher gewichtiger Anregungen, bestrebt gewesen, gerade die Errungenschaften
der Neugzeit auf wusthschasttichem! Gebiete zu erhalten. Das sei ihm gelungen,
das dürfe er als sein Verdienst in Anspruch nehmen. Er sei nicht für eine
plötzliche Einführung des Staatsbahnsystems; in diesem Augenblick wolle
er nicht mehr und nicht weniger, als was die Regierung seit 1873 offen als
ihr Prineip anerkannt und verfolgt habe. Die Regierung vernachlässige den
Localverkehr in keiner Weise, sie begünstige in jeder Beziehung die Secundär=
bahnen. Feste Normen seien für die Secundärbahnen nicht herzustellen, so
lange die Sache sich noch im Flusse befinde. — Damit schließt die Tebatte.
er Titel wird angenommen.
11. Dezember. (Deutsches Reich.) Eine durch das Directo-
rium des „Centralverbands deutscher Industrieller“ nach Leipzig be-
rusene Ausschuß- und Delegirtenversammlung beräth und genehmigt
einen vom Reichstagsabgeordneten Dr. Grothe und Reg.-Rath a. D.
Beutner, dem Geschäftsführer des Verbandes, ausgearbeiteten Ent-
wurf eines allgemeinen autonomen Zolltarifs für das deutsche Reich
auf der Grundlage von Schutzzöllen, der mit einläßlichen Motiven
dem Reichskanzler übergeben werden soll.
Es haben sich zu der Versammlung über 100 der angesehe nsten In-
Schulthess., Europ. Geschichtskalender. XVIII. Bd.