Full text: Europäischer Geschichtskalender. Achtzehnter Jahrgang. 1877. (18)

Das besische Reich und seine rinzeluen Slieder. (Ende Dez) 199 
verwendet, welche das Wesen des Landkrieges so völlig umgestaltet haben. 
Es liegt keineswegs außer dem Bereiche des Möglichen, daß ein ähnliches 
Ergebniß in Bezug auf das Seekriegswesen erzielt werde.“ 
— Dezember. (Preußen.) Welche Folgen der Culturkampf 
für die römisch-katholische Kirche in Preußen nachgerade hat, ergibt 
sich aus folgender Uebersicht derselben für die Diszesen Posen und 
Gnesen am Schlusse des Jahres 1877: 
Im Laufe der fünf Jahre wurden auf Grund der Maigesetze geschlofsen 
die geistlichen Seminare in Posen und Gnesen, die Demeritenanstolt in Storch- 
nest, das Jesuitenkloster in Schrimm, die Reformatenklöster in Goruszki, 
Posen und Wronke, das Philippinerkloster in Gostyn, das Dominikaner= und 
Missionarkloster in Posen, von weiblichen Klöstern dad Kloster zum Herzen 
Jesu auf der Wilda bei Posen, das Franziskanerinnenkloster in Gunesen, das 
Karmeliterinnenkloster in Posen, die Ursulinerinnenklöster in Posen und 
Gnesen, die Klöster des Ordens der Dienerinnen der heiligen Dunffrau= eine 
Menge von Kinderbewahranstalten und Waisenhäusern wurden den barm- 
herzigen Schwestern abgenommen. Erledigt wurden Canonikerstellen in der 
Diögese Gnesen zwei, in der Diözese 6 sechs. Erledigt sind, sei es durch 
Tod, oder durch Verbannung, oder durch (nheilbare Krankheit, oder durch 
eigenmächtiges Verlassen der Pfarre, in der Diözese Gnesen 25, in der Diözese 
Posen 51, zusammen 76 Pfarren, von denen jedoch 6 aus zwei Pfarren be- 
siehen. Von diesen 82 Pfarren werden 18 durch von der Regierung geduldete 
Bikare verwaltet, die übrigen sind verwaist. Staatlicherseits sind 10 Pfarren 
beseht worden. Nur drei Dekanate in der Guesener Diözese und ein Dekanat 
in der Posener Diözese zeigen erst kleine Lücken in den Reihen ihrer Geist- 
lichkeit, dagegen sind einige andere schon sehr gelichtet. Ihrer Stellen sind 
entsetzt: Erzbischof Ledochowski (mit ihm cheit die Verbannung freiwillig 
sein Hausprälat Meszczynski), # r Janiszewsli, der Domherr 
Kurowski, sowie der Dekan und Propst Rzegniewski. Aus ihren früheren 
Stellungen sind esernte 2 Seminardirektoren, 6 Religionslehrer, an Gym- 
nasien und Realschulen 6 Professoren, 1 Procurator der geistlichen Seminare 
in Posen und Gnesen, 3 ehemals beim Consistorium beschufktlgee Geistliche. 
1 Gefängnißgeistlicher, 2 Emeriten und 3 in den Jahren 1871 und 1872 
geweihte Geistliche, 16 vor 1873 F#weitte Geistliche, 23 im Jahre 1873 ge- 
weihte Geistliche, 2 Geistliche, welche aus eigener Schuld ihr Amt verloren, 
und 3 Klostergeistliche. Wenn man die 50 nach Erlaß der Maigesetze Feweihten 
unangestellt erbliehenen Geistlichen hinzuzählt, so sind 150 Geistlich 
Culturkampf zum Opfer gefallen. iezu kommen noch 7 Geistliche, welche 
ihre Aemter sreiwillig ausgaben, endlich die 12 Geistlichen, welche aus den 
nänden der Staatsregierun die Präsente erhalten haben, oder sich zu den 
siaatstreuen rechnen. Danach würde, wie der „Kuryer Poznanski“ ausrechnet, 
der Culturkampf im Ganzen 143 Geistliche gekostet haben. Im Beginn des 
Jahres 1874 waren aber in der Diözese Gnesen 268, in der Tihzefe Posen 
550, zusammen 818 Geistliche. Seitdem sind ausgeschieden: durch den Tod 85, 
in diesem Jahre 19, auf Grund der Maigesetze 91, freiwillig, Altkatholiken 
und on staatstreuen Geistlichen 23, im Ganzen 199 geuch e, also beinahe 
der vierte Theil der Geistlichleit. Sollte der Kampf zwischen Staat und 
*m hinen ähnlichen Verlauf in den nächsten Jahres nehmen, so wäre 
nach der Wahrscheinlichkeitsberechnung in ctwa noch 15 Jahren 
die Geiplichtblt auf *. Auesterbeelat gesetzt. Die terielen Ver- 
luste für die Kirche lassen sich, wie das ullhemontane Blatt meint, nichl 
genau abschähen, sie . aber insoweit angegeben, als die Kirche in Folge 
  
 
	        
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