204 Die Grierrrichis-Angarischer Mesartie. (Jan. 26. — Febr. 5.)
muth der Tyroler Clericalen, scheint die offenbare Gesetzwidrigkeit des Be-
schlusses gewürdigt zu haben und weigert sich, die kaiserliche Sanction für
den Landtagsbeschluß, welche einer Prämie auf das „pflichtwidrige Benehmen“
des Landtages gleichgekommen wäre, einzuholen. Die Tyroler Landes-Finanz=
verwaltung erhielt sogar den Befehl, die Einhebung der vom Landesausschusse
ausgeschriebenen Umlage zu verweigern. Diesem Zustande soll nun die Auf-
lösung des Landtags ein Ende machen.
26. Januar. Conferenzen zwischen den österreichischen und den
ungarischen Ministern in Pesth über den Ausgleich, namentlich die
Bankfrage, führen vorerst zu keinem Resultate. Doch sollen die un-
garischen Minister demnächst nach Wien kommen, um die Unterhand-
lungen fortzusetzen.
Der Kaiser hat sich noch immer nicht entschließen können, Tisza die
Bewilligung zur Errichtung einer selbständigen ungarischen Bank zu geben;
Tisza aber steht entschieden auf dem Standpunkte: Mai-Punctationen oder
selbständige Bank, und in zweiter Linie: selbständige Bank oder Dimission
des Cabinets. Er hat sich gegenüber seiner Partei — der ehemaligen Linken
— so gebunden, daß er schwer aus der Schlinge heraus kann, er müßte sie
denn ganz zerschneiden; darum liegt ihm auch beute, an den eiwaigen Folgen
einer insolventen ungarischen Staatsbank wenig, die Bankfrage ist für ihn
zu einer persönlichen, einer Frage des Seins oder Nichtseins geworden.
29. Januar. (Oesterreich.) Abg.-Haus: Budgetcommission:
beschließt mit 15 gegen 11 Stimmen, auf Ablehnung des von der
Regierung für die Beschickung der Pariser Weltausstellung geforder-
ten Credits von 600,000 fl. anzutragen.
30. Januar. (Oesterreich.) Abg.-Haus: die Regierung zieht
ihre Vorlage bezüglich des Baues einer Predil- Arlberg-Bahn zurück.
Offenbar will sie, ehe, gemäß ihrem Eisenbahn--Programm, nicht die
Sanirung der nothleidenden Linien vollzogen, sowie die Frage des
Staatsbahnbetriebs prinzipiell gelöst ist, den Bau neuer großer Linien
nicht vornehmen.
5. Februar. Auch die neuen Conferenzen der Ministerien beider
Reichshälften in Wien führen bezüglich der Bankfrage zu keinem
Resultat. Die ungarischen Minister stellen sich daher neuerdings auf
den Boden der selbständigen ungarischen Bank, und da dieses Pro-
ject die Genehmigung des Kaisers nicht erhält, so reicht das Cabinet
Tisza 6!nä Entlassung ein.
erst forderten die ungarischen Minister im Sinne der Mai-Stipu-
—* für die Isamenset des Centralorgans der Bank die Parität,
es sollte diese oberste Instanz der Bankleitung außer dem von dem
#a zu ernennenden Gonverneur, dann einem ungarischen und einem öster-
reichischen Vice-Gouverneur, aus sechs österreichischen und sechs ungarischen
Directoren bestehen. Die Nationalbank dagegen wollte nur vier Ungarn ac-
ceptiren, die anderen acht Mitglieder müßten österreichisch sein. Diese Zu-
muthung wurde von ungarischer Seite kategorisch zurückgewiesen, und die