208 HBie Gelerreichisch-Augarische Mesarie. (März 19. — April 5.)
sind die Ausiührunfen Rechbaners hinsichtlich der sog. ungarischen Fetane
er zeigt, daß dieselbe durchaus nicht in den Delegationen wurgle, sondern da-
rin, daß die Ungarn gegenüber êußeren Fragen stets wie ein Mann einig
sind. „Das politisch geichulte Volk hat unbedingtes Vertrauen zu seinen
Vertretern, und im Oberhause sipt ein nationaler Großodel, dem eine Hier-
archie, die trotz ihrer römischen Anschauung national denkt, die Hand reicht;
bei uns aber perhorresciren gange Guppen des Abgeordnetenhauses die ver-
fassungsmäßigen Grundlagen und im Oberhause hat die Führung nicht unser
Großadel, sondern es führen abgelebte Beamte und Militärs das große Wort.
Da kann es denn mit der Einigkeit nicht weit her sein und wir müssen gegen-
über den Ungarn den Kürzeren ziehen. Dieß ist aber nur eine Folge unserer
Zustände und nicht des Delegationsinstituts.“ Rechbauer hätte noch hinzu-
fügen können, daß die Ungarn in den Delegationen, wenn sie beantragte
Ksriche im Kriegsbudget abgelehnt, stets nur mit Hülfe der österreichischen
Oberhausmitglieder gesiegt haben; ja sogar ein guter Theil der Mitglieder
des Abgeordnetenhauses hat immer mit den Ungarn gestimmt; in den aus-
wärtigen Fragen aber herrschte ja stets, ob nun Beust oder Andrassy am
Ruder, die größtmögliche Einmüthigkeit. Nechbauer ermahnt schließlich, an
dem Delegationsinstitut nicht zu rütteln, weil mit diesem an der Grundidee
des Dualismus gerüttelt wird, die darin beruht, daß in der einen Reichs-
hälfte die ungarische Nation, in der andern die deutsche die Führung hat.
„Man kann im Ganzen sagen: der Dualismus habe in der Parteiconferenz
seine Probe gut bestanden, und sich als das erwiesen, wofür er zu nehmen
ist: das Bestmögliche."
19. März. (Ungarn.) Zusammentritt des Reichstags zu
seiner dritten und letzten Session der laufenden Reichstagsperiode.
20. März. (Oesterreich.) Abg.-Haus: erledigt die Vorlage
betr. die Nachtragscredite für 1877 in zweiter und dritter Lesung
und ermächtigt den Finanzminister zur Deckung des Abganges, welcher
nach Abzug der vorhandenen Bedeckungsmittel sich ergibt, serner zu
Zwecken des Staatseisenbahnbaues und des Ankaufs der Braunau-
Straßwalchener Eisenbahn 6,875,000 fl. Goldrente zu begeben.
21. März. (Oesterreich.) Der Reichsrath wird auf unbe-
stimmte Zeit vertagt.
26. März. (Ungarn.) Abg.-Haus: genehmigt mit 166 gegen
74 Stimmen eine Vorlage der Regierung betr. Aufnahme einer Gold-
renten-Anleihe von 76 1½ Mill. G. behufs Conversion der schweben-
den Schuld.
5. April. (Oesterreich.) Beginn der Landtagssessionen in
den verschiedenen Kronländern der Monarchie.
(Oesterreich: Tyrol.) Die Neuwahlen zum Landtag sind so
ziemlich so ausgefallen, wie man erwartet hatte.
Da die Guoßgundbesiper Gurie, trotz aller Intriguen, liberal gewählt
hat und die mit den Klerikalen alliirte Mittelpartei durchgefallen ist, so be-
steht das Krealit e Parlament aus 42 Klerikalen aller attirungen, da-
runter, einschließlich der 7 Birilstimmen, 17 Geistliche, so daß auch eine
Synodalverfassung berathen werden könnte, 13 deutschen, 6 wälschtyrolischen