Gre hbrittannien. (Mai 16. — Juni 23.) 25
1
und beschränkt die Freiheit dieser sehr wesentlich. Tadurch wird
eine Vereinigung der gemäßigten mit den extremen Ritualisten her-
beigeführt, welche der Existenz der Staatskirche mit der Zeit gefähr-
lich werden kann.
16. Mai. In London findet unter dem Vorsitze Brights eine
Versammlung von 2500 Delegirten der Feldarbeitervereine statt und
beräth über die Ausdehnung des Kreises der Stimmberechtigten in
den Grafschaften und bessere Eintheilung der Wahlbezirke. Bright
spricht sehr gemäßigt; dagegen lassen die Männer des Volks ihrem
Unwillen über die gedrückte Lage ihres Standes in heftigen, gornigen
Worten freien Lauf.
30. Mai. Rußland erklärt in seiner Antwort auf die eng-
lische Depesche vom 6. d. M. auf's bestimmteste, die englischen In-
teressen in seinem Kriege gegen die Türkei nicht verletzen zu wollen:
„... Das kaiserliche Cabinet will weder den Suezkanal blokiren,
noch die Schifffahrt in demselben irgendwie unterbrechen oder bedrohen.
Was Konstantinopel anlangt, so wiederholt das kaiserliche Cabinet, ohne
dem Verlaufe oder Ausgange des Krieges vorgreifen zu können, daß die An-
eignung dieser Hauptstadt von den Plänen Sr. Majestät des Kaisers ausge-
schlossen ist. Es erkennt an, daß in ledem Falle die Zukunft Konstantinopels
eine Frage gemeinsamen Interesses ist, welche nicht anders als durch eine
allgemeine Verständigung erledigt werden kann, und daß, wenn der Besih
dieser Stadt in Frage kommen folte, dieser keiner der europäischen Mächte
zugestanden werden könne. — Was die Meerengen anlangt, so bilden deer,
wiewohl ihre beiden Ufer einem und demselben Herrscher gehören, doch
einzigen Ausgang für zwei große Meere, an denen die ganze Welt inbeuessetê
ist. Deshalb ist es von Wichtigkeit, im Interesse des Friedens und des all-
gemeinen Gleichgewichts diese Frage durch eine allgemeine Uebereinkunft auf
billigen und wirksam verbürgten Grundlagen zu schlichten. — Lord Derby
hat noch auf andere brittische Interessen angespielt, welche bei einer etwaigen
Ausdehnung des Krieges berührt werden könnten, so auf den Persischen
Meerbusen und die Straße nach Indien. Das kaiserliche Cabinet
erklärt, daß es den Krieg nicht über das laut und klar bezeichnete Ziel
hinaus, für welches Se. Nai. der Kaiser zu den Waffen zu greifen genöthigt
war, auedehnen will.
6. Juni. Unterhaus: lehnt einen Antrag auf Oeffnung der
Museen auch an den Sonntagen mit 229 gegen 87 Stimmen ab.
18. Juni. Oberhaus: die Regierung erleidet in der von ihr
eingebrachten, den Dissenters sehr wenig günstigen Begräbnißbill eine
kleine Niederlage mit 111 gegen 127 Stimmen, welche letztere es
für klüger halten, der öffentlichen Meinung des Landes zu rechter
Zeit nachzugeben. Die Regierung zieht die Bill zurück.
23. Juni. Die Regierung läßt die Absicht, vom Parlament
sich für alle Fälle einen Kriegscredit votiren zu lassen, wieder fallen.
Schulthess. Europ. Gelchichtekalender. XVIII. Bo. 17
1S