Er##keich. (Juli 10 22.) 285
„daß er bei aller Schonung für die Freiheit der Ansichten und des
Votums keinen Anstand nehmen werde, von seinem Rechte gegen Eisenbahn-=
beamte Gebrauch zu machen, welche den mit ihren Funktionen verbundenen
Einfluß einer regierungsfeindlichen Propaganda zur Verfügung siellen sollten.“
10. Juli. Die Regierung beräth fortwährend über die Ver-
theilung der offiziellen Candidaturen zwischen den Legitimisten, Bona-
partisten und Clericalen, ohne zu einem Schluß zu kommen, da sie
es unmöglich allen recht machen kann. Auch über die Festsetzung
des Wahltermins ist die Regierung mit sich selber noch nicht einig:
jedenfalls wird sie denselben so weit wie möglich hinausschieben, um
den neuen Beamten Zeit zu lassen, sich festzusetzen und die Agitation
zu organisiren.
Der ultramontane Univers verlangt geradezu, daß die Regierung sich
um die gesetzlichen Bestimmungen über den Wahltermin gar nicht kümmere:
„Selbst wenn der streitige Artikel 5 der Verfassung den Sinn hätte, welchen
ihm das Comité der Linken zuschreibt, selbst wenn er vollkommen klar und
gebieterisch in diesem Sinne wäre, so hätte die Begierung die Pflicht, die
offenbare Pflicht, den Text zu beugen und den Wahltermin auf das Datum
zu verlegen, welches uns von der i
tothwendbigkeit geboten wird.“
15. Juli. Das Zuchtpolizeigericht von Montpellier entscheidet
in dem ersten Prozeß eines fliegenden Buchhändlers gegen die Re-
gierung für jenen und wider diese. Das Appellgericht stößt jedoch
das Urtheil um und verurtheilt den Buchhändler.
16. Juli. Die Vorstände der republikanischen Minderheit des
Senats constituiren sich förmlich als republikanisches Centralwahl-
comit6.
18. Juli. Der Herzog v. Broglie wird im Theater frangais
zu Paris und zwar von den Plätzen aus, die 5—8 Fres. Eintritt
kosten, geradezu verhöhnt, so daß er für gut findet, das Theater
schleunigst zu verlassen.
20. Juli. Der „Figaro“ dringt auf Verhängung des Belage-
rungszustandes über ganz Frankreich, lediglich um der Wahlagitation
der Regierung völlig freie Hand zu verschaffen, da sonst dazu auch
nicht die mindeste Veranlassung vorliegt.
21. Juli. Der clericale Unterrichtsminister Brunet hat im
Theater francais dasselbe Schicksal wie der Herzog von Broglie ei-
nige Tage vorher. Bei allen anzüglichen Stellen winkt das Publi-
cum ihm zu und selbst die Schauspieler machen sich eine Freude
daraus, solche Anspielungen tüchtig zu betonen.
22. Juli. Das offizielle „Bulletin des Communes“ veröffent-
licht einen Leitartikel, in welchem man den getreuen Ausdruck der
an maßgebender Stelle herrschenden Anschauungen findet.