Full text: Europäischer Geschichtskalender. Achtzehnter Jahrgang. 1877. (18)

Fra#treich. (Juli 24—26.) 287 
24. Juli. Die Regierung setzt wieder 45 Friedensrichter ab 
und ersetzt dieselben meist durch Bonapartisten. 
25. Juli. Die Regierung setzt den republikanischen Gemeinde- 
rath von Marseille ab und ersetzt denselben durch eine Regierungs- 
commission aus ihren Anhängern. 
26. Juli. Die auf dem Ministerium des Innern redigirte 
„Conser vative Correspondenz“ veröffentlicht einen Artikel, der als eine 
Art Wahlprogramm der Regierung betrachtet werden muß: 
„Wir sagen, daß für die Feinde des Marschalls stimmen einfach Zeit- 
vers wendung sein werde. Diese Behauptung ist durchaus richtig; der Mar- 
scha F unabsetzbar, uner cütterlich. bis zum Jahre 1880. Die zu enene 
nende Kammer ist das nicht. 7 Marschall hat am 16. Mai in energische 
Weise kundgegeben, daß eine d te Erfahrung ihm gezeigt habe, daß 
radicale ortet unverbesserlich * rie zugleich hat er, der veschliche N 
bent bis 1880, sich als unwandelbarer Conservativer erklärt wird also 
niemals 46 einer radicalen Kammer regieren. Prüfen wir nun alle Hypo- 
thesen, welche die nächsten Wahlen verwirklichen können: 1) dieselben können 
eine conservative Majorität ergeben; 2) sie können eine gleiche radicale Ma- 
zorität wie die bisherige zu Wege bringen; 3) sie können zu einer schwöche- 
ren radicalen Majorität als bisher führen; 4) sie können eine stärkere radi- 
cale Majorität als bisher ergeben. Die, rüe Hypothese ist bei Weitem die 
wahrscheinlichste. W nisem Falle ist Alles gut; der Marschall, der Senat, 
m - sind Frankreich ist ruhig und glücklich. Die zweite 
these ist die in mnbrs ermichse rn allen. Wenun dieselbe gegen alle 
neshen “! eit -sich verwirklichte, würden wir wieder am 15. Mai ange- 
langt sein. Da die Situation dieselbe wäre, würde der Marschall gezwungen 
* dasselbe Unternehmen auf's Neue zu beginnen. Die dritte Hypothese 
bringt eine geschwächte radicale Majorität, eine starke, durch einen halben 
Sios ermuthigte Minorität nach Versailles zurück. Das Land hat gezeigt, 
daß es nicht vollständig durch die radicale Krankheit zerrüttet ist. Die Ma- 
joriket wird wohrscheinlich auseinandergehen und sich dann eine constitutio- 
nelle und friedfertige Majorität constituiren. Oder aber, wüthend sich ver- 
stümmelt zu sehen, verwickelt sie sich in eine für den Morschall und Senat 
Unerträgliche u und dem Lande verhaßte Politik. Eine neue Auflösung wäre 
die Folge davon. Die vierte Hypothese verwirklicht die Drohungen des Herrn 
Gambetta: es ist der sofortige Conflict mit dem Senate und dem Mar- 
chon, und die Versetzung des Ministeriums in den Anklagezustand, wel 2 
ein der Senat zu richten hat. Die Kammer kann zwischen den beiden 
walten nichts ausrichten; sie ist zu einer sichern und unverzüglichen Nieder- 
lage verurtheilt. Die ofortige Auflösung würde dann erfolgen. Man ist 
demnach durchaus berechtigt z sagen, daß für die Radicalen stimmen Zeit- 
verschwendung wäre. enn ber Marschall ist ein unverbesserlicher Conser- 
vativer, Aanz wie der 
eifrigsten Sa der Regierung wissen ihr nichts Besseres an- 
mrotterd als Gewaltm aßregeln; namentlich die clericalen Blätter thun sich 
borin hervor. Der „Univers“ will, daß man eine conservative Schreckens- 
chaft einrichte: bie Regierung soll allen Radicalen, allen Revolutionären 
und allen Atheisten gerichtlich oder polizeilich zu Leibe gehen. „Wer seinen 
Pächsten geistig beschädigt, indem er ihm das Gift der revolutionären Ideen 
einflößt, der fügt ihm einen reellen Schaden zu und kann, resp. muß des- 
wegen bestraft werden.“ Ebenso verlangt die „Dôfense“ Cnergie und aber-
	        
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