380 Kußlan). (Jan. 31. — Febr. 28.)
discher und in finnischer Sprache wiederholt wird. Darauf antwortet der
Landmarschall Frhr. v. Born, also ein Deutschrusse, in französischer Sprache,
ebenso der Vertreter des Priesterstandes, Exzbischof Bergeheim. Der Vertreter
des Bürgerstandes, osgerichterath Frey, spricht schwedisch, der Vertreter des
Bauernstandes finnisch. Der Gebrauch einer fremden Sprache, die weder die
der Regierenden noch der Regierten ist, auf einem Landtag im östlichen Eu-
ropa kann füglich wundernehmen.
31. Januar. Rußland richtet in Folge der Ablehnung der
Konstantinopler Conferenzbeschlüsse eine Circulardepesche an die Re-
gierungen der Großmächte, welche jene Ablehnung als eine neue
Phase der Orientkrisis bezeichnet und dahin schließt:
„Der Zweck, welchen die Großmächte im Auge gehabt haben, ist durch
die Acten der Conferenz genau festgestellt. Die Weigerung der türkischen Re-
gierung greift Europa in seiner Würde und in seiner Ruhe an. Es ist uns
von Wichtigkeit, zu wissen, was die Cabinette, mit denen wir uns bieher
verständigt, zu thun gedenken, um auf diese „Weigerung zu antworten und
die Ausführung ihrer Forderungen zu sichern.“
9. Februar. Die Mobilisirungscommission in St. Petersburg
ist mit den Vorarbeiten für eine Mobilisirung, aller russischen Mi-
litärbegirke beschäftigt. Die Verstärkungen sind für die Südarmee
jetzt weniger dringlich als für die kaukasische Armee, welche auf die
Stärke von 5 Armeecorps mit 14 Regimentern Cavalerie, 48 Sotnien
irregulärer Kosaken und 480 Geschützen gebracht werden soll. Nichts-
destoweniger soll aber auch die Südarmee noch beträchtlich verstärkt
werden. Die Ueberzeugung, daß man einem Kriege in großem Maß-
stabe entgegensteuere, bricht sich immer mehr Bahn und danach er-
fahren auch die Machtmittel eine immer weitere Steigerung.
— Februar. Don Carlos besucht St. Petersburg und Moskau.
15. Februar. Die öffentliche Meinung ist über die Frage, ob
Krieg oder Frieden, doch noch getheilter Ansicht. Der „Golos“ greift
die Kriegspartei und die Agitationen des Fürsten Meschtscherski auf's
schärsste an, fordert zur Abrüstung auf und meint, der Entschluß,
den Frieden zu wahren, zeuge von mehr Klugheit und Muth, als
den Krieg zu erklären.
17. Februar. Der polnischen Geistlichkeit wird bei Strafe der
Deportation nach Sibirien die Propaganda für die Herz-Jesu-Gebete
und die Bezeichnung der Muttergottes als Königin von Polen ver-
boten.
28. Februar. Da die Circulardepesche vom 31. Januar Sei-
tens der Mächte unbeantwortet geblieben ist, so wird Gen. Ignatieff
in spezieller Mission nach Wien, Berlin und Paris, eventuell auch
nach London geschickt und geht zunächst nach Berlin und Paris.