Die etlemannishe Pferie. (Mai 25. —. Juni 2.) 405
25. Mai. (Türkei: Kreta.) Auf die Eröffnungsrede des
Generalgouverneurs der Infel Kreta, Samih P., richten die sämmi-
lichen christlichen Mitglieder der kretensischen Generalversammlung
ein Schreiben an ihn, in dem sie folgende Forderungen stellen:
1) Für die Insel Kreta, als ein privilegirtes und autonomes Land,
hat die Verfassung des ottomanischen Neiches keine Geltung. 2) Die Wirk-
semteit des organischen Statutes der Insel muß durch eine besondere kaiser--
liche Ordonnanz gewährleistet werden, in welche auch jene Veränderungen
unk gechanzungen de desselben aufzunehmen sind, die im vorigen Jahre Seitens
der Mehrheit christlichen Bewohner der Insel zum Beschlusse erhoben
und der Negierung zur Genehmigung unterbreitet worden. 3) Tiese beson-
dere kaiserliche Ordonnanz bedarf nicht der Bestätigung Seitens des in Kon-
stantinopel tagenden ottomanischen Parlamentes. 4) Die Revision und Mo-
dification des derart neuerlich bestötigten organischen Statutes der Insel
wird in Hinkunft ausschließlich durch die Generalversammlung der Krelenser
durch Stimmenmmehrheit erfolgen. Zum Schlusse erklären die christlichen De-
legirten der Insel, daß sie vor einer definitiven Erfüllung dieser Forderungen
weder irgend eine der erforderlichen Wahlen vornehmen, noch zu irgend einer
anderen Arbeit schreiten wollen und daß sie weder die von dem Generqlgon=
verneur ernannten Grichtekriiher und Verwaltungsräthe, noch auch die von
denselben vollgogenen richterlichen und Verwaltungsakte anerkennen werden.
26. Mai. (Türkei.) Die Regierung will nunmehr die Militär-
pflicht der christlichen Unterthanen des Sultans anerkannt wissen.
Der griechische und der armenische Patriarch weigern sich jedoch,
dieselbe ihrerseits auszusprechen.
27. Mai. (Türkei.) In Konustantinopel bildet sich eine Art
Hofkriegsrath, der von der Hauptstadt aus die Operationen der
türkischen Armee leiten will und dessen Seele der verhaßte Günst-
ling und Schwager des Sultans, Mahmud Damat P.) ist.
28. Mai. (Rumänien.) Die ganze rumänische Armee wird
in der kleinen Wallachei concentrirt. Die Frage der Art und Weise
ihrer Cooperation mit der russischen Armee ist noch immer nicht
erledigt.
29. Mai. (Serbien.) Einem Hochamt, bei dem der Segen
Gottes auf die russische Armee herabgerufen wird, wohnt der ganze
Hof bei. Die Regierung trifft auch einige eventuelle kriegerische
Maßregeln, aber doch nur sehr eventuelle.
1. Juni. (Rumänien.) II. Kammer: genehmigt einstimmig
einen Gesetzentwurf, der für 30 Mill. Papiergeld creirt, Hypothekar-
noten, welche durch 60 Mill. Domänengüter garantirt werden.
2. Juni. (Russ.ürk. Krieg I.) Der russische Kaiser geht
in's russische Hauptquartier nach Plojesti ab.
2. Juni. (Türkei.) II. Kammer: Beginn der Debatte über