Full text: Europäischer Geschichtskalender. Achtzehnter Jahrgang. 1877. (18)

Nebersicht der valitischen Enlmielung des Jahres 1877. 467 
der Angriff wurde von Oeman P. wiederum abgeschlagen und die 
vereinigten Russen und Rumänen bezahlten ihren Versuch mit dem 
Verluste von ca. 16,000 Mann. Jetzt blieb nichts anderes übrig, 
als Plewna völlig einzuschließen, um Osman P. jede weitere Ver- 
stärkung an Mannschaft und Lebensmitteln abzuschneiden und den 
Platz förmlich zu belagern. Zu diesem Zwecke wurde der bisherige 
Generalstabschef der Belagerungsarmee, ein Nationalrusse, durch den 
berühmten Vertheidiger von Sebastopol, den General Totleben, der 
um seiner deutschen Abstammung willen bisher sorgfältig fern ge- 
halten worden war, ersetzt. Nun ward Plewna vollkommen ein- 
geschlossen und dem tapfern Osman P. alle Zufuhr an Lebensmit- 
teln, sowie jede weitere Verstärkung an Mannschaft und Kriegs- 
material abgeschnitten. Der Fall Plewna's war jetzt nur noch eine 
Frage der Zeit. Dennoch ging es noch bis zum 10. Dezember, bis 
es endlich siel. Da waren Osman P. die Lebensmittel ausgegangen; 
doch machte er noch einen energischen Versuch, sich durchzuschlagen oder 
wenigstens seine Ehre zu retten. Die Masse der um Plewna ange- 
sammelten russischen Streitkräfte verhinderten das erstere und es blieb 
ihm nichts anderes übrig, als sich, selbst verwundet, mit seiner ganzen 
Armee den Russen zu ergeben und in's Innere von Rußland ab- 
führen zu lassen. Schon vorher aber, sobald Plewna ganz einge- 
schlossen war, so daß sie von dieser Seite her nichts mehr zu fürchten 
hatten, und nachdem auch ihre neu aufgebotenen Truppen nament- 
lich des Gardekorps auf dem Kriegsschauplatze angekommen waren, 
hatten die Russen ihren Vormarsch nach dem Balkan und über den- 
selben wieder ausgenommen und zwar nunmehr nicht wieder über 
den Schipka-Paß, sondern über den sog. Etropolbalkan in der Rich- 
tung auf Sofia. Dieser Uebergang über den Balkan war um der 
schon vorgerückten Jahreszeit willen ein überaus schwieriger und 
mühseliger und gab dem russischen Soldaten Gelegenheit, seine besten 
Eigenschaften an den Tag zu legen: strenge Disciplin, Genügsam- 
keit, Ausdauer und Zähigkeit. Der Widerstand, den sie von Seite 
der Türken fanden, war dagegen nicht mehr sehr bedeutend, obgleich 
sie alle ihre Truppen aus dem Festungswviereck, die sie für die Ver- 
theidigung der Festungen nicht bedurften, abriefen, um das Vor- 
dringen der Russen südlich des Balkans in der Richtung von Sofia 
auf Adrianopel und Konstantinopel aufzuhalten. Aber ihre Kraft 
war gebrochen, während die Russen mit großer Uebermacht und doch 
nunmehr zugleich vorsichtig vorwärts drangen. Sie erreichten erst 
30“
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.