506 Nebersicht der volilischen Eutwichelung des Jahres 1877.
Bonapartisten de Fourtou als Minister des Innern. Es war keine
Frage, Alles war schon früher eingeleitet und abgekartet gewesen,
und als die Kammer dem neuen Ministerium mit 355 gegen 154
Stimmen mit einem eclatanten Mißtrauensvotum entgegen trat,
wurde sie, um vorerst allen Erörterungen den Faden abzuschneiden
und dem neuen Regiment Gelegenheit zu geben, die Zügel der Ge-
walt fest in die Hände zu nehmen, durch eine Botschaft des Mar-
schalls auf einen Monat vertagt. Jetzt mußte sich die Mehrheit der
Kammer ihrerfeits gedulden; doch geschah es nicht, ohne daß sie noch
vorher ein Manifest an das Land richtete, das 363 Unterschriften,
worunter auch diejenige des Hrn. Thiers, erhielt und das dahin
schloß: „Wir fordern euch auf, zwischen der Politik der Reaction
und der Abenteuer, welche rücksichtslos Alles auf's Spiel setzt, was
seit sechs Jahren so mühsam errungen worden ist, und der ge-
mäßigten, festen, friedlichen und fortschrittlichen Politik zu entschei-
den, der ihr eure Zustimmung schon gegeben habt. Diese neue
Prüfung wird indeß nicht von langer Dauer sein: in spätestens
fünf Monaten wird Frankreich das Wort haben; wir sind über-
zeugt, daß es sich selbst treu bleiben wird. Die Republik wird
stärker als zuvor aus den Wahlurnen hervorgehen, die Parteien der
Vergangenheit werden endgültig besiegt werden und Frankreich wird
voll Zuversicht und frohen Muthes der Zukunft entgegen fehen
können.“ Zunächst hatte jedoch die Reaction freie Hand und sie
benützte es auch und in der rücksichtslofesten Weise. Das erste, was
sie that, war die Purification der Beamtenwelt in ihrem Sinne,
und während der Marschall dem republikanischen Regimente darin
den zähesten Widerstand entgegengesetzt hatte, war er nunmehr mit
Allem einverstanden, was man ihm vorschlug: die republikanischen
Beamten wurden sammt und sonders bis auf den letzten Feldhüter
herab abgesetzt und durch Anhänger des Ministeriums und der Re-
action ersetzt. Ferner wurde, da man den Verkauf der republika-
nischen Blätter auf der Straße gesetzlich nicht verbieten konnte, den
Colporteuren solcher willkürlich angedroht, es würde ihnen sofort die
Concession entzogen werden, wenn sie fortan republikanische Blätter
feilbieten sollten; den Wirthen aber auf dem Lande wurde dasselbe
angedroht, wenn sie sich beikommen ließen, in ihren Localen repu-
blikanische Blätter aufzulegen, oder dulden würden, daß von ihren
Gästen republikanische Gespräche geführt würden. Wirklich wurden
auch solche Wirthshäuser in einzelnen Departements zu Dutzenden