Das deutsche Reich und seine einzelnen Glieder. (März 3.) 61
Dann heißt es: „Die verbündeten Regierungen haben um so weniger Bedenken
getragen, diesen Anregungen Folge zu geben, als nicht nur die Einquartie-
rungslast in Folge der neueren Gestaltung der wirthschaftlichen und sozialen
Verhältnisse der vorzugsweise in Betracht kommenden Städte immer drückender,
sondern auch das gewährte Naturalquartier immer mangelhafter geworden ist,
so daß die Erhaltung der Gesundheit der Mannschaften, sowie die Aufrecht-
erhaltung der Disciplin wesentlich erschwert
3. März. (Deutsches Reich.) Reichstag. die Commissions-
wahlen erfolgen in der bisherigen Art der Acclamation, nachdem
am Tage zuvor eine Vereinbarung innerhalb des Senioren-Convents
stattgefunden hat. Die Forderung, auch den kleineren Gruppen der
Elsässer, Polen und Sozialdemokraten mit zusammen 40 Abgeordneten
ein Recht auf einen Platz in den größeren Commissionen zuzugestehen,
mußte dem Widerspruch der anderen Parteien gegenüber von der
Fortschrittspartei fallen gelassen werden. Dagegen wird der Anspruch
der Fortschrittspartei auf drei Achtundzwanzigstel der Commissions-
plätze von den anderen Parteien schließlich anerkannt. Bei den
Tier- und 2ser-Commissionen wird diesem Anspruch durch eine al-
ternirend stärkere und schwächere Betheiligung Rechnung getragen;
die Budgetcommission wird, um für sich allein diesem Anspruch voll-
ständig genügen zu können, von 21 auf 28 verstärkt.
3. März. (Deutsches Reich.) Der Reichsdisciplinarhof be-
stätigt auf eingelegte Berufung des Beschuldigten das erstinstanzliche
Erkenntniß der Reichsdisciplinarkammer zu Potsdam vom 27. April
1876, das die Dienstentlassung gegen den ehemaligen Botschafter
Grafen Harry Arnim aussprach. Die vielbesprochene Angelegenheit
ist damit definitiv erledigt.
3. März. (Preußen.) Schluß des Landtags durch bloße
Cabintsordre des Königs.
3. März. (Elsaß-Lothringen.) Schluß der Session des
Landesausschusses.
Oberpräsident v. Möller dankt dem Ausschusse für seine wirksame
Thätigkeit zur „gedeihlichen Entwicklung der Verhältnisse des Landes, und
spricht die Hoffnung auf Wiedersehen unter guten Ausspicien aus. Der
Präsident des Landesausschusses, Schlumberger, erwiedert mit einem Hinweis
auf den Ablauf des Mandats des Ausschusses und spricht den Wunsch aus:
Die Nachfolger möchten auf dem Wege der praktischen Arbeit verbleiben und
sich nicht durch Eingehen auf Fragen hoher und allgemeiner Politik von dem
Arbeitsfelde der Interessen des Reichslandes ablenken lassen. Die Schluß-
rede gibt dem Präsidenten außerdem Gelegenheit, hervorzuheben, daß der erste
vom Landesausschuß berathene Landeshaushalt eine Ausgabeforderung von
8,951,770 Mk. 89 Pf. zur Deckung der bestehenden schwebenden Schuld ent-
halten habe während in dem nächsten Landeshaushaltetat dieser dann gänz-
lich getilgte Posten nicht mehr erscheinen werde, obgleich unterdessen weder