Das denlsche Reich und seine einzelnen Glieder. (Juli 1.) 111
Hafen an der Adria. Alle drei werden für unabhängig von der
Pforte erklärt, wozu diese schon durch den Vertrag von St. Stefano
eingewilligt hat; allen dreien wird dagegen die Gleichstellung aller
Confessionen auferlegt.
Juli. (Preußen.) Der „Neichsanzeiger“ veröffentlicht ein
Schreiben des Kaisers vom 24. März und ein folches des Kron-
prinzen vom 10. Juni an den neuen Papst Leo XIII.
Die Benachrichtigung von seiner Erhebung auf den päpstlichen Sinhl, in
welcher Seine Heiligkeit der Papst Leo XIII. zugleich sein Bedauern darüber
ausspricht, nicht die guten Beziehungen vorzufinden, welche einst zwischen
Preußen und dem pöpstlichen Stuhle bestanden hällen, ist vom Kaiser
durch folgendes Schreiben beantworlet worden: „Berlin, den 24. März 1878.
Guilelmus Dei gratia imperator ct rex I.coni Xlll. summo ecclesine r#o-
mans-Catholicac pomilici salutcm. Ich habe das Schreiben vom 20. vor.
Mts., durch welches Ew. Heil, mich von Ihrer Erhebung auf den päpfl-
lichen Stuhl in Kenntniß zu setzen die Güte haben, durch Vermittlung der
verbündelen Regierung Sr. Maestat des Königs von Bayern mit Dank er-
halten. Ich beglitckwünshe, Sie aufrichtig dan, daß die Stimmen des hei-
ligen Collegiums sich auf Ihre Person vereinigt haben, und wünsche Ihnen
von Heren eine gesegnele Negierung. der Ihrer Obhut anvertrauten Kirche.
Ew. Heil. heben mit Recht hervor, daß meine katholischen Unterkhanen gleich
den andern der Obrigkeit und ihren Gesetyen die Folgsamteit beweisen,
welche den Lehren des gemeinsamen christlichen Glanbens entspricht. Ich
darf in W an den Nückblick, den Cw. Heil. auf die Vergangenheit
werfen, hinzufügen, daß Jahrhunderte hindurch der christliche Sinn des
deutschen Volkes den Frieden im Land und den Gehorsam gegen dessen Ob-
rigleit treu bewahrt hat und für die Sicherstellung dieser werlhvollen Güler
auch für die Zukunft Bürgschaft leistet. Gern entnehme ich den freundlichen
Worten Ew. Heil. die Hoffnung, daß Sie geneigt sein werden, mit dem
michtigen Einfluß, welchen die Verfassung Ihrer Kirche Ew. Heil. auf alle
Diener derselben gewährt, dahin zu wirten. daß auch diejenigen unter den
lehteren, welche es bisher unterließen, unumehr dem Beispiel der ihrer geisl-
lichen Pflege befohlenen Bevölkerung folgend, den Gesetzen des Landes, in
dem sie wohnen, sich sügen werden. Ich bitte Ew. Heil. die Versicherung
meiner größten Hochachtung genehmigen zu wollen. inilelmus imperator
#t Rex. (Ggg.) v. Bismarck. An Se. Heil. den Papst Leo XIII. — Nach-
dem der Papst in einer Erwiederung vom 17. April der Hoffunng auf Er-
neuerung des früher bestandenen guten Einvernehmens wiederholt Ausdruck
gegeben und als Miltel zur Erreichung desselben die Abänderung verschie-
dener in Preußen bestehender gesetzlichen und verfassungsmäßigen Bestim-
mungen bezeichnet hatte, hat Se. kaiserl. und königl. Hoh. der Kronprinz
nachstehendes Schreiben an Se. Heil. gerichtet: „Berlin, d. 10. Juni 1878.
Ew. Heiligkeit für die aus Anlaß des Attentats vom 2. d. bewiesene Theil-
nahme selbst zu danken, ist der Kaiser, mein Herr Vater, leider noch nicht
im Stande; gern lasse ich es daher eine meiner Obliegenheiten sein, an
seiner Statt Ihnen für den Jaltsdracl Ihrer freundlichen Gesinnung aufrichtig
zu danken. Der Kaiser hatte mit Beantwortung des Schreibens Ew. Heilig-
keit vom 17. April gezögert in der Hoifnung, dah vertrauliche Erläuterungen
inzwischen die Möglichkeit gewähren würden, auf den schristlichen Anedruck
principieller Gegensähe zu verjichten, welcher sich bei Fortsetzung des Schrift-
wechsels im Sinne des Schreibens Ew. Heiligleit vom 17. April nicht ver-