268 Die Gesterreichisch-Ungarische Monarchie. (Dec. 10—13.)
mehr votire, bis die gesetzgebenden Versammlungen über das Ver-
hältniß der occupirten Länder zur Monarchie entschieden hätten.
10. December. (Oesterreich.) Abg.-Haus: kritt wieder zu-
sammen, um in Folge des Beschlusses der österreichischen Delegation
in Pesth über den Verliner Vertrag zu berathen und setzt gunächst
einen Ausschuß von 18 Mitgliedern zur Vorberathung ein. Die
Mehrheit desselben ist dem Wunsche der Regierung günstig gestimmt.
F.. M. Philippovic übergibt das Obercommando dem Herzog
von Württemberg und kehrt nach Prag zurück.
12. December. (Vosnien.) Der Kaiser empfängt eine bos-
nische Deputation und nimmt eine Huldigungsadresse seitens der-
selben entgegen.
Die Deputalion besteht aus . Personen, deren Namen fast sämmtlich
auf das nationale ic auslaufen. Es befinden sich darunter der Metropolit
von Vornien, dann der Bischof 2 Aoenien, serner der Provingial der
bosnüschen Franzislaner mit zwei seiner Kloslergenossen, der Bürgermeisler
von Serajewo, der Bürgermeister von Zwornik und mehrere Orteälteste.
Sechs unter den Deputirlen führen den ausgeichnenden Titel Beg in ihrem
Namen. Unter den Grundbesitzern sind schon aus dem Vornamen ganz deut-
lich die mohamedanischen und die christlichen Vos nier zu unterscheiden, so
daß man sagen kann, es seien wirklich alle in Betracht kommenden Kreise in
der Depulalion verlreien: der mohamedanische Grundadel, die Ackerbau trei-
benden Najah, der Klerus beider christlichen Confessionen, die Vertrauensmänner
antonomer Gemeinden, das Beamtenlhum (was man eben bisher darunter ver-
stand) und endlich der Handel, der in jenem Lande fast Kusschlichlich in den
Häuden der Inden (dort zumeist Spaniolen) sich befindet. Die Slellung der
meisten dieser Depulirten innerhalb ihres landemännischen Rreises scheint uun
allerdings der von ihnen überbrachten Huldigung den Werth eines, wenn
auch nicht formell, so doch thatsächlich gegebenen Mandates zu verleihen.
* ist natürlich schwer zu beurtheilen, in wie weit diese Huldigung derzeit
anfrichtigen Gefühlen oder ernsten Wünschen der dorligen Bevölkerung
beruht, wirklich „Neu-Oesterreicher"“ zu werden. Aber es drückt sich darin
jedenfalls die Thatsache aus, daß die maßgebenden Bevölkerungskreise der
croberten Provinzen einjehen gelernt haben, daß es für sie am entsprechend-
sien sei, mit dem mächtigen Kaiserilaale Hand in Hand zu gehen, da sich
der Widerstand als fruchtlos erwiesen hat. Graf Andrassy sieht die Früchte
seiner Politik weit geung vorgeschritten, um iede Schen über das Ziel,
welches angestrebt wurde, bei Seite zu setzen. Es wäre sonst nicht denkbar,
daß derlei Deputationen mit ostentativem Pompe empfangen und ihnen die
Erfüllung ihrer Wünsche in Aussicht gestellt würde.
12. December. (Oesterreich.) Abg.-Haus: genehmigt die
provisorische Steuererhebung für das erste Ouartal 1879. Ein An-
trag Schaups, dieselbe nur für 1 Monat zu bewilligen, wird ab-
gelehnt.
13. December. (Oesterreich.) Abg.-Haus: Ausschuß für
Vorberathung des Berliner Vertrags. Herbst beantragt: Indem das