Ilalitn. (Mai 11—13..) 333
11.— 19. Mai. II. Kammer: große Debatte über die innere
Parteilage, die sog. historische Linke und den sog. Transformiemo.
Nicotera, Crispi und Cairoli greisen Deprelis heftig an und die
Minister Baccarini und Zanardelli sprechen sich offen gegen den
Transformismo und überhaupt ziemlich zweidentig aus. Schließlich
siegt die Regierung in einer Tagesordnung, die ihre Politik billigt,
mit 348 Stimmen gegen nur 29 der änßersten Linken. Gerade die
große Majorität hat aber Depretis Ursache als eine Art Pyrrhus-
sieg zu betrachten.
Depretis erklärt, daß er niemals die Absicht gehabt habe, aur der
Linken auszuschriden. Wenn es etwas Zweidentiges in der Sitnation gebe,
so sei es die Thatsache, daß in dem Votum gegen die Regierung Männer
sich znsammenfänden, welche über eine Kapitalfrage, die Stetigleit der Iu-
stitutionen des Landes, verschiedener Meinung seien. Es handele sich darum,
eine Mehrheit zu begründen, welche einstimmig darin sei, die Regierung in
der vollständigen Durchführung ihres Programms zu unterstütgen, welches das
Land sehr klar finde, das aber nicht alle Mitglieder der Linken rceptierten.
Er werde nicht auf seinem Posten bleiben, ohne ein auedrücklicher Botum
der Zustimmung zu seiner Politik. Er wolle keine Absolution, keine ver-
klaufulierten oder hinhaltendr Voten. noch auch solche, welche ihn einlüden
zu bleiben oder zur Linlen mrück miehren, welche er niemals die Absicht ge-
habt habe zu verlassen. Er wolle jein Programm durchführen und werde
dabei die Unterstützung aller Leute annehmen. welche ihre Unterstützung ihm
ohne Bedingung leihen wollten. Der khalb werde er nur die Tagesordnung
Ercole annehmen. Dieselbe besagt: „Die Rammer billigt nur die Politik der
Regierung k.“" Miteli schlägt ein Amendement folgender Fassung vor: Tie
Kammer, fest auf dem Programm der Linken beharrend, billigt 2c.“ Dies
Amendement wird von Depretie nicht angenommen und von der Kammer
mit 301 gegen 54 Stimmen abgelehnt. 55 Tepntierle enthalten sich der
Abstimmung. Die ganze Rechle und die Zeutren stimmen für die Negierung.
Während ein großer Teil selbst der Linken gegen Crispi, Nirolera und Cairoli
stimmt, enthält sich die äußerste Linke der Abstimmung. Nunmehr stimmt
die Rammer mit 318 gegen 29 Stimmen für die Tagesordnung Grcole, wo-
bei sich 5 Deputierte der Abstimmung enthalten. Die 29 gehören der äußersten
Linken an.
22.—25. Mai. Das ganze Kabinet Depretis gibt infolge der
Debatten vom 10.— 19. d. und der dabei zu Tage gekretenen Spal-
lung in seinem eigenen Schooße seine Eullassung ein. Der König
nimmt sie an, beauftragt aber sofort Depretis mit der Neubildung.
Dieser rekonstruiert das Kabinet, indem er die allzuweit nach links
neigenden Minister Zanardelli und Baccarini über Bord wirft und
dasselbe durch die Ernennung von Savelli für die Justiz und Genala
für die öffenklichen Arbeiten einheitlicher als bisher gestaltet.
30. Mai. II. Kammer: Depretis stellt ihr das rekonstruierte
Kabinet mit der Erklärung vor: „Die gegenwärtige Verwaltung ist
entschlossen, sich streng an die Regierungsprinzipien zu halten, welche