Die ollomannische Pforte. (Febr. 5—14). 459
5. Februar. (Rumänien) lehnt die Retrocession Bessarabiens
au Rußland seinerseits entschieden ab. Rußland bietet gegen dasselbe
Rumänien die Kiliamündung und die Dobrudscha an.
6. Februar. Das türkische Parlament unterzieht die Haltung
der Regierung einer vielfach schneidenden Kritik und macht in letzter
Zeit überhaupt wiederholte Anläufe von Freimuth und Selbständig-
keit. Allein die erhobenen Recriminationen sind vielfach doch bloß
der Ausdruck perfönlicher Interessen und es fehlt gegenüber der ent-
setzlichen Lage doch der rechte Ernst und die erforderliche Nach-
haltigkeit.
7. Februar. Die Pforte ruft die Intervention der Mächte
gegen Griechenland an.
7. Febrnar. (Numänien.) Beide Kammern erklären sich
einstimmig gegen die von Rußland geforderte Retrocession Bessarabiens.
8. Februar. In England hat der entschlossene Theil des Ca-
binets und die anlirussische Partei entschieden die Oberhand ge-
wonnen: der von der Regierung geforderte Rüslungscredit von 6 Mill.
Pf. St. wird ihr mit 328 gegen 124 Stimmen, also mit einer
Mehrheit von 204 Stimmen zugestanden. Der Sieg der Regierung
ist entschieden, die halb und halb russisch gesinnte Opposition ist
bez. der auswärtigen Angelegenheiten sichtlich in voller Auflösung
begriffen. Die Partei des Friedens um jeden Preis unterliegt in
einer Reihe von öffentlichen Meetings (s. d.).
8. Februar. Der Sultan ladet den Großfürsten Nikolaus
nach Constantinopel ein. Die türkische Flolte ist noch nicht gegen
Griechenland ausgefahren.
9. Februar. Griechenland zieht in Folge der Einwirkung der
Mächte seine Truppen aus den türkischen Provinzen wieder zurück,
worauf die türkischen Befehlshaber die Ruhe in Thessalien und Epirus
ohne allgu große Schwierigkeit wieder herstellen.
10. Februar. Rußland notificirt den Mächten seinen Ent-
schluß, eventuell einen Theil seiner Truppen in Constantinopel ein-
rücken zu lassen.
13. Februar. Die englische Flotte fährt gegen den Protest der
Pforte in die Dardanellen ein.
14. Februar. Der Sultan löst das türkische Parlament auf,
ohne Neuwahlen anguordnen. Einzelne Abgeordnete fehen sich seitens
der Behörden Verfolgungen ausgesetzt.