202 Ds besische Reich und seine einzelnen Glieder. (Juli 9.)
sofern sie nur den Charakter einer Mitwirlung mm gemeinen Ziele hat,
offen und empfänglich gezeigt. Ich habe im Anfang auch geglaubt, wir
würden leichter zum Ziele kommen, als dieß der Fall gewesen ist, es würde
eine Verständigung staktfinden. Zu dieser ist z von liberaler Seite nicht
in dem Maße, wie ich erwartete, die Hand gebolen worden, und es fehlt
uns heute in unserer entscheidenden Verhandlung ja an jeder Vorlage von
liberaler Seite, wie die Herren etwa sich denken, daß diese Finanzfrage gelöst
werden könnte. So viel ich weiß, liegt gar kein Vorschlag vor, als die reine
Negation (Sehr richtig! rechts), die reine Negation Dessen, was allenfalls
gemacht werden könnte. Ja, wir haben sie von einem hervorragenden Mit-
Niede der Forlschrittsparlei als Programm proclamiren hören, und in meiner
frfahrung hat die Fortschrittsparlei es noch nie möglich gemacht, zu einer
posiliven Meinung zu kommen, bis die Regierung eine ausgesprochen hatte,
der sie widersprechen konnte. (Große Heiterleit rechts und im Centrum.)
Pofitive Pläue und Vorschläge über Das, was zu geschehen hätte, find nie
vorgelommen, und wenn neulich ein hervorragender Redner dieser Partei sagle,
alle Unruhe im Reiche läme von mir, und wenn ich nur erst beseiligt wäre,
würde alles paradiesisch vortreiflich gehen, so könnte ich ja Das, wenn i
überhaupt persönlich wollte, in viel höherem Maße zurückgeben. Ich will
nur sagen, alle Unruhe im Reiche und alle Sthwierigleten, zu gedeihlichen,
rnhigen Zuständen zu kommen, fommen meines Erachtens von der Fort-
schritlspartei und Denen, die mit ihr sympathisiren in den “ Fractionen,
Etor richtig! rechts und im Cenkrum), und Dieß zu sagen bin ch in viel
öherem Maße berechtigt, als diese Insinnation gegen meine Person gerichtet
ist. Streichen Sie meine Person — ich wäre seit Jahren fort, wenn Das
ohne Pflichtverletzung, ohne VBerlehung der Treue, die ich meinem Herrn
schulde, geschehen könnte; wenn der Herr, der so sehr danach strebt, mich
zu beseitigen, es in einer ehrbaren, annehmbaren Weise durchzusetzen vernag,
o will ich mich bemühen, nachher sein Freund zu werden. (Große a
krnte Heiterkeit.) Die Stellung zum Franckenstein'schen Antrag wird hor a
ein Probirstein behandelt in ## auf die Reichskreue oder Puchkwechskreue.
Dazu haben Sie gar keine Berechtigung. Ich werde also den Franckenstein'-
schen Antrag befürworlen — Iuzustimmen habe ich ja in dieser Versammlung
nicht — und zwar habe ich mich dagn erst seit Kurzem enlschlossen, am ver-
gangenen Sonntag noch erst bedingl, unnmehr desinitiv, nachdem ich gesehen
habe, in einer Gesammtprüfung der Wege, welche die Herren, die heute in
der Opposikion sind, gehen, dch ich und die verbündeten Regierungen die-
selben nicht mit einschlagen können. Tie Kundgebungen, die anßerhalb dieses
Hauses von sehr hervorragenden Mitgliedern einer großen Partei stattgefunden
aben, die Reden und Argumentationen, wie sie neulich zu Belämpfung des
Zolls auf Petroleum hier vorgebracht worden sind, die nöthigen mich, zurück-
zugreifen auf mein eigenes Plichtgefühl gegenüber der Echemmthlt. Mit
Beteelungen, die sich damit kennzeichnen, kann ich nicht gehen, können die
verbündeten Regierungen nicht gehen, mit denen kann das Mich nicht bestehen,
sie sind Untergrabungen des Reichsbestandes gerade so gut, wie die social-
demokratischen Untergrabungen sind (Anhaltende große Unruhe und lebhafter
Widerspruch links), sie sind mindestens die Vorbereitungen dazu, und ich
habe daraus die Ueberzeugung gewinnen müssen, daß, wenn eben Leute, die
früher mitunter eine Zeit lang, sogar häufig der Reichsregierung ihre Unter-
stühung geliehen haben, wenn dort latent die Nahrungskräfte schlmmmern,
die bei einer geringen Anreizung — es genügt dazu bei geschulten Parla-
mentariern, daß sie in die M#en4 kornnn Vegen ihr Erwarten — so in
zernige Leidens astlichreit. umschlagen, ja, dann schwindet das Vertrauen,
welches ich früher auf die Möglicheei. Arhabt habe, mit Charakteren dieser