Allgemeine Chronik. 21
3. Juli. [Italien.] Das Ministerium Depretis bleibt in der Mahlsteuer=
rage in der Kammer in der Minderheit und gibt seine Entlassung ein.
4. [Deutsches Reich.] Der Reichskanzler schließt den Compromiß mit
Windthorst und dem ultramontanen Centrum definitiv ab: die Summe
der Zolleinnahmen des Reichs, von welcher an die Bertheilung an
die Einzelstaaten beginnen soll, wird von 109 auf 130 Mill. erhöht
md diese Ziffer von der Tarifcommission acceptirt. Bez. der Er-
böhung der Tabakstener hat die Regierung in der Tabakcommission
erklärt, daß keine Erhöhung im Stande sei, die Monopolfrage defi-
nitiv zu besei
„ „ IE nslaud — Sieg der Engländer über die Zulus am
Kap. Der König Ketschwayo flüchtet in die Wälder, wo er von den
Engländern verfolgt wird.
„ [Deutsches Reich: Preußen.] Der Kaiser ernennt an Stelle
Hobrechts den Unterstaatssecretär Bitter zum Finanzminister.
(Deutsches Reich.] Reichstag: genehmigt auch die Finanzzölle mit
einigen 170 gegn einige 90 Stimmen.
7.—8. [Deutsches Reich.] Reichstag: genehmigt die Erhöhung der Tabak-
stener nach den Anträgen der Commission, lehnt dagegen Nachstener
und Licenzsteuer
9. „ (Deutsches *— Neichstag: genehmigt den sog. Garantieartikel
Frankenstein nach dem Compromiß des Reichskanzlers zwischen und
mit den Conservaliven und Ultramontanen. Rede des Reichskanglers.
— Die Brausteuerkommission beschließt den Reichskangler aufzufordern.
eine angemessene Erhöhung der Branntweinsteuer in Verbindung mit
der Branstener ins Auge zu fassen und will beg. der letztern von
2 Mark nur auf 3, nicht auf 4, wie die Regierung verlangt, hinauf-
gehen. Von einer Behandlung der Frage ist indeß für diese Session
keine Rede m
„ „ siriene osr Die Kammer genehmigt die Unterrichtsgesehvorlagen
der Regierung mit dem darin enthaltenen Verbot aller Jesuitenanstal=
ten mit 347 gegen 164 Stimmen. Der Beitritt des Senates zum
Beschlusse shegen den Jesuitenorden ist dagegen sehr zweifelhaft. Die
Frage bleibt bis Ende des Jahres in der Schwebe.
„ „ Bulgarien.] Fürst Alexander leistet in Tirnowa den Eid auf die
Verfassung, zieht in seine neue Hauptstadt in Sophia ein und ernennt
sein erstes (gemäßigt conservatives) Ministerium.
10.—12. „ [Deutsches Reich.] Reichstag: dritte Lesung des Zolltarifs.
Der Haudel zwischen Eisenschutzzöllnern und Agrariern ist fertig: die
Eisenzölle und der Roggenzoll werden erhöht (mit 186 * 160
Stimmen). Zolltarif und Tarifgef 6rn werden schließlich als Ganzes
mit 217 gegen icn „Stimmen genehmigt. Schluß der Session ohne
besondere Feierlich
Oesterreich- nri Oesterreich.) Da die Neuwahlen zum Reichs-
ralh entschieden ungünstig für die Verfassungspartei ausgefallen sind,
so verlangt das Ministerium Stremayr seine Entlassung. Der Kaiser
beauftragt den Grafen Taaffe mit der Neubildung.
12. „ HItalien.] Cairoli bildet ein neues Ministerinm.
13. „ [Deutschetz Reich.)] Bundesrath: erkheilt den neuen Jolltarifgeseten
seine Zustimmung Legen die alleinigen Stimmen Oldenburgs und
Hansestädte. — Der Reschstangie- legt demselben einen Geseyentwurf
vor, nach welchem der Reichstag ur) mindeslens alle 2 Jahre (siatt
jährlich) berufen werden muß, die Legislaturperiode von 3 auf 4
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