Die Geslerreichisch-Angarische Monarchie. Gan. 28 — Febr. 14.) 315
mission gab, weil es seine Mehrheit nicht ausschließlich aus der Verfassungs-
parkei bilden konnte — ein solches Ministerium scheidet als ein correct par-
lamentarisches aus seinem Amte, und mit berechtigtem Stolze konnte Minister
Unger darauf hinweisen: das C Cabinet sei es nicht, das sich an seinen Posten
anklammere.
28. Januar. (Ungarn.) Reichstag: genehmigt den Handels-
vertrag mit Frankreich.
4. Februar. Oesterreich-Ungarn verständigt sich mit Deutsch-
land über Aufhebung des Art. V des Prager Friedens bez. Däne-
mark refp. Nordschleswig. (s. unter Deutschland.)
6. Februar. (Oesterreich.) Herrenhaus: genehmigt seiner-
seits den Berliner Vertrag einstimmig und ohne Debatte.
7. Februar. (Ungarn.) Reichstag: genehmigt einen Gesetz-
entwurf betr. ein Renten-Anlehen mit einer Mehrheit von nur 14
Stimmen.
Die Gründe der Opposition lassen sich dahin zusammenfassen: In An-
betracht, daß der Gesehentwurf sith auf die Bedeckung von erst zu bewilligen-
den Summen bezieht, daß das Haus die auf die allgemeine finangielle Lage
und auf eine radicale Sauirung der Finanzen bezüglichen Ansichten ½
Pläne der Regierung nicht kennt, und daß aus denselben das Maß der auf
die Stenerzahlenden entfallenden Last nicht hervorgeht, möge das Haus be-
schließen, in die Verhandlung der Vorlage so lange nicht einzugehen, bis
den obigen aus der Lage sich nothwendig ergebenden Forderungen Genüge
geschehen sein werde. Alexander Bujanowitsch motivirl das ablehnende Separal-
votum der vereinigten Opposition. Der Gesehentwurf, sagt er, sei nichis
anderes, als eine allgemeine Vollmacht für die Regierung, hundert Millionen
Gulden um welchen Preis immer zu beschaffen. Durch eine solche generelle
Vollmacht entsage die Legislative im vorhinein jeder Controle der Finanz=
operation. Eine solche Generalvollmacht könne auf den Geldmarkt nicht von
günstigem Eindruck sein; sie sei eine Darlegung dessen, daß dee zugarische
Legislative finanzielle Fragen nicht ernst behandle. Auch
Finanzministers sei dieser Generalvollmacht gegenüber eine unginkige, da x
Finanzgruppe, welche die ungarischen Finangoperationen durchführt, diejenige
Operation wählen werde, die ihr die bequemste scheint.
10. Februar. (HOesterreich.) Fortdauer der Ministerkrisis:
dem Grafen Taaffe ist die ihm vom Kaiser übertragene Bildung
eines neuen Ministeriums vorerst nicht gelungen und derselbe kehrt
auf seinen Statthalterposten in Tyrol zurück. Nach den Auslassungen
der Offiziösen hatte er den Auftrag erhalten, ein neues Cabinet ohne
Systemwechsel zu bilden und zu diesem Zwecke namentlich mit den
Abgg. Dr. Rechbauer, Coronini und v. Plener unterhandelt.
14. Februar. (Oesterreich.) Abg.-Haus: Eine Couferenz
der 112 Gegner des Berliner Vertrags beräth über eine größere
Einigung der verschiedenen Fractionen der Verfassungspartei. Der
Versuch, nur Eine gemeinsame Partei zu organisiren, mißlingt jedoch: