Die Gesterreichisch-Augarische Monarchie. (Dec. 9—16.) 359
Dabei wird indeß auch ausdrücklich anerkannt, daß der Standpunki
der Minderheit des Abgeordnetenhauses ein immerhin begreiflicher sei, da
das Abgeordnetenhaus in erster Linie berufen ist, der finanziellen Seite der
en seine Aufmerksamkeit zuzuwenden, und um die Geneigtheit des Herren-
auses, für Ersparungen im Heeresetat einzutreten, an den Tag zu legen,
wird beschlossen, die vom Abgeordnetenhause beschlossene Resolution anzu-
nehmen.
9. December. (Ungarn.) Reichstag: genehmigt die Vorlage
bez. eines Handelsvertrags mit Deutschland und den Ges.-Entwurf
betr. Verlängerung des finanziellen Ausgleichs mit Croatien auf
1 Jahr.
10. December. (Oesterreich.) Abg.-Haus: Commission für
die von der Regierung vorgeschlagene Grundsteuernovelle: die No-
velle ist dazu bestimmt, die galizischen Großgrundbesitzer, die sich der
Grundsteuer bisher und zwar in einem sehr hohen Betrage zu ent-
ziehen gewußt haben, zu derselben heranzuziehen und die föderalistische
Partei (die Mehrheit des Abg.-Hauses) hilft den Polen. Eine Sub-
commission hat daher die Novelle umgearbeitet, um die Entscheidung
zum mindesten zu verschleppen. Die Regierung erklärt jedoch das
Elaborat für unannehmbar und die Verfassungspartei steht in dieser
Frage auf ihrer Seite.
11. December. (Ungarn.) Reichstag: genehmigt die von der
Regierung vorgeschlagene Militärtaxe (Militärpflichtersatz).
13. December. (Oesterreich.) Herrenhaus: nimmt einstimmig
die Wehrgesetzvorlage unverändert nach der Regierungsvorlage an
und tritt mit großer Majorität der vom Abg.-Hause beschlossenen
Refolution bei. Minister Horst erklärt, daß in Zukunft die Lasten
des Einquartierungsgesetzes, sowie die Kosten der militärischen Ueb-
ungen aus dem Ordinarium des Kriegsbudgets würden bestritten
werden, wodurch eine Ersparniß von nahezu 4 Millionen eintreten
werde.
14. December. (Oesterreich.) Abg.-Haus: die beiden Clubs
der verfassungstreuen Partei berathen über die Lage nach Annahme
des Wehrgesetzes durch das Herrenhaus. Beide, auch der Elub der
Lbberalen, beschließen, an der Verwerfung festzuhalten. Doch scheint
ein Theil der Liberalen einigermaßen wankend geworden zu sein
und die Regierung spannt Alles an, um sie zu sich herüber zu
ziehen.
16. December. Zusammentritt der beiden Delegationen in
Wien. Die österreichische Delegation wählt mit 30 gegen 28 St.
Hrn. von Schmerling zu ihrem Präsidenten.