Full text: Europäischer Geschichtskalender. Zwanzigster Jahrgang. 1879. (20)

414 Kranbreich. (Juli 19—20.) 
sind gegen, nur 123 für den Entwurf abgegeben worden. Jules 
Simon (gegen) wird zum Präsidenten der Commission gewählt. 
Die Annahme des Gesetzentwurfs Seitens des Senats ist demnach 
überaus zweifelhaft. 
Kammer: genehmigt auch ihrerseits das Gesetz betr. die Wie- 
derverlegung der Kammern nach Paris mit den vom Senat in das- 
selbe eingefügten Cautelen. Die Kammern werden demnach vom 
3. November an wieder in Paris tagen. 
19. Juli. Kammer: genehmigt auch den zweiten der Gesetz- 
Entwürfe Ferry, denjenigen bez. einer andern Organisation des 
obersten Unterrichtsrathes, der den sog. katholischen Universitäten den 
Todessloß geben soll, mit großer Majorität. 
Die katholischen Universitäten stellen sich als ein in jeder Beziehung 
vernuglücktes Geschäft heraus. Sie verfehlen den beabsichtigten Zweck zu- 
nächst durch die geringe Angahl ihrer Zöglinge, die vollends unbedeutend 
sein wird, wenn das zu votirende Gesetz, gegen welches sogar die Jejuiten 
nicht mehr zu protestiren wagen, sie des Characters, der Vortheile und des 
Namens von Universitäten gänzlich entkleidet. Die zur Begründung jener 
Anstalten aufgebrachten und den ärmsten Dorfpfarrern erpreßten Capitalien 
sind als verloren zu betrachten. Die Deckung unheilbarer Deficite müßte 
sinen forkan zwecklosen und geradegu ruinirenden Verlust von Jahr zu Jahr 
leigern. 
Der von der Kammer gewählte große Eisenbahnausschuß von 
33 Mitgliedern erklärt sich mit allen gegen 1 Stimme gegen die 
bisherigen Privilegien der großen Gesellschaften und im Princip für 
den Rückkauf der Bahnen und auch für den directen Betrieb der- 
selben durch den Staat. Mit der Orléans-Bahn soll in kürzester 
Frist der Anfang gemacht werden. 
19. Juli. Die bonapartistischen Senatoren und Deputirten 
versammeln sich neuerdings bei Nouher und sprechen nunmehr aus- 
drücklich und formell ihre Anerkennung des Pringen Napoleon als 
nunmehrigen Hauptes der Familie Bonaparte aus. Nur Cassagnac 
macht noch Vorbehalte und stellt Bedingungen. Die Versammlung 
theilt dem Prinzen ihren Beschluß mit. Derselbe drückt darüber 
seine Befriedigung aus, erklärt aber unumwunden, daß er zunächst 
nichts gegen die gesetzliche Regierung des Landes unternehmen und 
nicht als Prätendent auftreten werde. 
20. Juli. In Marseille findet anläßlich des Festes des hei- 
ligen Heinrich ein großes legitimistisches Bankett statt. Der Pri- 
sident Marquis de Foresta, der „im Namen des Königs“ spricht, er- 
klärt sich ermächtigt, zu erklären, daß die Nachricht falsch sei, als ob 
Heinrich V. es vorziehe, im Auslande zu bleiben; er könne vielmehr
	        
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