9. Dänemark.
3. Januar. Allgemeine Neuwahlen zu dem am 10. December
1878 (l. d.) aufgelösten Folkething. Die Regierung erringt wenig-
stens einen theilweisen Erfolg und steht nach bedeutender Reducirung
beider Oppositionsparteien mit 36 (bisher 26) gegen 62 Stimmen
im Folkething da; gegen bisher hat sie 10 Stimmen gewonnen, aber
eine Mehrheit hat sie bei weitem nicht.
Die Situation wird noch dadurch erschwert, daß die gemäßigke Linke
bei den Wahlen die Zeche bezahlt hat und neben der nahezu unveränderten
radicalen Linken von 35 Stimmen mit nur 27 Stimmen aufkritt; die sonst
naheliegende Lösung der Krise durch Eintritt jener gemäßigten Linken unter
dem Grafen Hgeroba in die ministerielle Combination ist durch
dieses Ergebniß natürlich wesentlich gehemmt.
4. Februar. Der deutsche „Reichsanzeiger“ überrascht die
öffentliche Meinung durch die Nachricht der erfolgten Aufhebung des
Dänemark resp. Nordschleswig betreffenden Art. V des Prager Frie-
dens zwischen Deutschland und Oesterreich. Den bisherigen däni-
schen Umtrieben in Nordschleswig ist damit der Boden entzogen.
(s. Deutschland.)
14. Februar. Folkething: Beginn der Budgetdebatte. Die
beiden Fractionen der Opposition gehen wieder zusammen und greifen
das Ministerium nachdrücklich an. Graf Holstein-Ledreborg, der
Führer der gemäßigten Fraction, erklärt unumwunden: Der Versuch,
auf gütlichem Wege im Verein mit den National-Liberalen den
nothwendigen Systemwechsel herbeizuführen, sei fruchtlos gewesen;
daher sei ein verschärfter Kampf unausbleiblich.
3. u. 4. April. Die Regierung macht den beiden Thingen
in geheimer Sitzung Mittheilungen über die Aufhebung des Art. V.
des Prager Friedens, die indeß durchaus nichts Neues enthalten zu
haben scheinen.