Schweden und Norwegen. (Mai 13 — Juni 20.) 479
gung von 23 Millionen Kronen zur Bildung eines Eifenbahnhypo-
thekenfonds angenommen, hat die II. Kammer denselben mit 102
gegen 93 Stimmen abgelehnt. Der Antrag wird jedoch in gemein-
schaftlicher Abstimmung beider Kammern angenommen.
13. Mai. (Schweden.) Reichstag: nimmt in gemeinschaft-
licher Abstimmung beider Kammern die Vorlage über Erhöhung
der Branntweinsteuer und der Zölle an, und zwar den Zuschlag
zum Kaffeezoll, 1 Oere auf das Pfund, mit 198 Stimmen (105
der I., 93 der II. Kammer) gegen 126 Stimmen (22 der I., 104
der II. Kammer); den neuen Tabakzoll: Nohtabak 42 Oere, Cigarren
1 Kr. 30 Oere, andere Sorten 50 Oere für das Pfund, mit 193
Stimmen (95 der I., 98 der II. Kammer) gegen 129 Stimmen
(30 der I., 99 der II. Kammer).
21. Mai. (Schweden.) Schluß des Reichstags.
24. Mai. (Norwegen.) Storthing: Berathung des Budgets:
Der Militäretat wird mit Rücksicht auf die bedrängte finanzielle
Lage sehr wesentlich beschnitten.
11. Juni. (Norwegen.) Storthing: lehnt schließlich doch
einstimmig einen von 10 Mitgliedern eingebrachten Vorschlag, daß
das 1844 in die norwegische Flagge durch königliche Verfügung
hineingesetzte Unionszeichen (um die Verbindung mit Schweden au-
zudeuten) wiederum entfernt werden möge, weil die Selbständigkeit
Norwegens dadurch sinnbildlich beeinträchtigt werde, ab.
Daß übrigens der Antrag so lebhafte Debatten veranlassen konnte,
wie dieß in der That geschah, ist immerhin ein recht deutlicher Beweis dafür,
daß die Verbindung zwischen Norwegen und Schweden trotdem, daß sie nun
schon 65 Jahre besteht, noch immer keine sehr tiesen Wurzeln geschlagen hat.
20. Juni. (Norwegen.) Schluß der Session des Reichs-
tags, der längsten seit Einführung der jährlichen Storthings im
Jahre 1869.
Wie in Schweden so hat sich auch in Norwegen der Storthing fast
ausschließlich mit finanziellen Fragen beschäftigt. Es scheint in der That,
daß sich die Verhältnisse in den drei nordischen Reichen, die doch in so
manchem grundverschieden von einander sind, gleichmäßig dahin entwickeln
sollen, daß die Landesrepräsentation zu einer Art Oberfinanzbehörde wird;
denn überall haben in den lehten Jahren die nordischen Reichslage sich mit
wenig anderem beschäftigt als mit der Feststellung des Budgets und mit der
CKontrole über die Führung des Staatshaushalts. Hierin leisten auch die
Repräsentationen ungemein viel gutes, und ohne sie würden sich die sämmt-
lichen sandinoefchel Reiche gegenwärtig in bodenlosen finanziellen Ver-
legenheiten befinden. Schweden ist schon freilich schlimm genug daran, und
wird auch noch sehr böse Erfahrungen zu machen haben, bis man dort so
klug wird wie in Norwegen, wo man jetzt auf dem rechten Wege zu sein