Ferbien. (Jan. 21 — Nov. 13.) 521
27. Juni. Die Regierung beschließt die Entsendung von fünf
Delegirten nach Wien zu Verhandlungen über eine Eisenbahncon-
vention mit Oesterreich.
13. Juli. Die ferbischen Delegirten haben in Wien mit
Oesterreich-Ungarn eine Eisenbahn-Convention vereinbart. Die Re-
gierung zögert aber ihrerseits dieselbe zu ratificiren und weiß die
schließliche Entscheidung noch über das Ende des Jahres 1879 hinaus-
zuziehen.
24. October. Serbien ist bereits fast vollständig im Besitz
der ihm durch den Berliner Vertrag zuerkannten Gebietsvergrößerung
und der Fürst beruft daher die Skupschtina zu einer dreimonatlichen
Session nicht nach Belgrad, sondern nach Nisch.
28. October. Die serbische Synode proclamirt die Unabhängig-
keit der serbischen Kirche und beantragt die Ernennung des Metro-
politen Michael zum Primas von Serbien.
6. Rovember. Die von der Regierung unter dem Vorsite
des Baurathes Augustin eingesetzte technisch-finanzielle Commission
überreicht dem Minister für öffentliche Bauten, Alimpic, ein detail-
lirtes Elaborat über den Bau sämmtlicher serbischer Eisenbahnlinien
behufs Vorlage an die Skupschtina. Die Kosten für den Unter-
und Oberbau und das Betriebsmaterial der Eifenbahnlinien in der
Länge von 63 Meilen sind mit 120 Mill. Fres. veranschlagt.
8. November. Der griechische Patriarch in Konstantinopel
anerkennt die Unabhängigkeitserklärung der serbischen Kirche.
13. November. Eröffnung der Skupschtina in Nisch. Thron-
rede des Fürsten.
Der Fürst und sämmtliche Minister haben sich nach Nisch begeben
und der Regierungssitz ist factisch für wenigstens 3 Monate von Belgrad
in die neu erworbene alle türkische Festung verlegt. Die Regierung, welche
unter den 175 Abgeordneten (130 vom Volke gewählten und 45 von dem
Fürsten auf Vorschlag des Ministers des Innern ernannten) auf 140 in
alleu politischen, öconomischen und sinanziellen Fragen sicher zählen darf,
alle der Skupschtina vorzulegenden Gesetentwürfe durchzubringen im
Eimde sein. Trotzdem dürften der Finanzminister Jovanovic und der Kriegs-
minister Miskovic die Mehrheit für ihre Steuer= und Militärreform-Projecte
kaum so gefügig finden, und dieselben werden ihre Vorlagen, wie im Vor-
jahre, nur durch Compromisse und wesentliche Modisicationen durchbringen
können. Jede Reform stößt in Serbien auf unüberwindlichen Widerstand,
sobald sie mit einer Steuererhöhung verbunden ist. Namentlich kehrt sich
die Abneigung der Bevölkerung gegen die Höhe und Erhöhung des Kriegs-
budgets, welches, trotzdem Serbien ein unverhältnißmäßig kleines stehendes
Heer hat, doch auf 12 Mill. Francs angewachsen ist, während alle Ressorts
der Civilverwaltung kaum 8 Mill. Francs im Ordinarium erfordern.