Full text: Europäischer Geschichtskalender. Zwanzigster Jahrgang. 1879. (20)

526 Hulgerien. (April 7 — Juni 22.) 
7. April. Notabeln-Versammlung: beschließt, die russischen 
Autoritäten zu veranlassen, behufs Vornahme der Fürstenwahl eine 
neue Volksvertretung wählen zu lassen. Die neuen Wahlen sollen 
in der Weise erfolgen, daß je auf einen zehntausend männliche Be- 
wohner zählenden Bezirk drei Wahlen kommen. Die Gesammtzahl 
der zu Wählenden beträgt nach diesem Beschlusse 290. 
II. April. Die russischen Autoritäten entsprechen dem Wunsche 
der Notabeluversammlung und berufen die Wähler, um eine neue 
Notabeln-Versammlung zu wählen, die am 27. d. M. behufs der 
Wahl eines Fürsten zusammen treten soll. 
28. April. Notabeln-Versammlung: hat das Verfassungsstatut 
in drei Lesungen wesentlich ganz nach dem Entwurfe der russischen 
Autoritäten erledigt, angenommen und unterzeichnet. Schluß der 
Versammlung durch den Fürsten Dondukoff, da die neugewählte 
Versammlung schon am folgenden Tage zusammen treten soll, um 
nach Verification der Vollmachten sofort ohne Discussion zur Fürsten- 
wahl zu schreiten. 
29. April. Die neue Notabeln-Versammlung wählt einstimmig 
nach dem Wunsche Rußlands den Prinzen v. Vattenberg als Ale- 
xander I. zum Fürsten von Bulgarien. 
Eine Vorversammlung von Deputirten hatte 48 Slimmen für den 
Fürsten Emanuel Vogorides, einen Neffen von Aleko Pascha, den Gouver- 
neur von Ostrumelien, 68 für den Prinzen von Battenberg und 14 für den 
General Ignatieff ergeben. 
7. Mai. Der Prinz von Battenberg nimmt die Wahl vor- 
läufig an, will aber erst nach Livadia zum russischen Kaiser gehen 
und die Deputation der Notabeln-Versammlung erst nachher em- 
pfangen. 
17. Mai. Die Deputation der Notabeln-Versammlung über- 
reicht dem Prinzen von Battenberg in Livadia den Act seiner Wahl. 
Derselbe nimmt sie nunmehr offiziell an. 
31. Mai. Die Russen beginnen Sofia, die künftige Haupt- 
stadi Bulgariens, zu räumen. 
22. Juni. Fürst Dondukoff, der bisherige russische General- 
Gouverneur von Bulgarien, verläßt Sofia. Abschiedsrede desselben: 
.„Ich habe stets die Mission Rußlands auf der Balkan-Halbinsel 
in dem Sinne erfaßt, in welchem sie der große Czar Alexander II. zur 
Durchführung gebracht hätte. Die Bulgaren mußten befreit werden, erstens 
um NRußlands Gewissen zu beruhigen, zweitens um ein Brudervolk aus der 
Sclaverei zu befreien, und drittens um für die slavische Zukunft eine 
neue Garantie zu gewinnen." Nun sei die große That vollbracht und das
	        
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