Full text: Europäischer Geschichtskalender. Zweiundzwanzigster Jahrgang. 1881. (22)

108 Das deutsche Reich und seine einzelnen Glieder. (März 22—25). 
über den Inhalt desselben mit den Worten Ausdruck gegeben haben: „Vom 
neuen Kaiser die alte herzliche Treue und Freundschaft — das thut wohl!“ 
Auch der Papst schickt dem Kaiser ein Glückwunschschreiben. 
Dasselbe soll, wie man später wissen will, den Anknüpfungspunct 
zu weiteren Verhandlungen über eine mögliche Beilegung des Cultur- 
kampfs gegeben haben, um wenigstens zu einem für beide Theile er- 
träglichen modus vivendi zu gelangen, da ein principieller Aus- 
gleich allerdings absolut unmöglich ist. 
22. März. (Deutsches Reich.) Um auf Hamburg einen 
weiteren Druck auszuüben, wird von Berlin aus officiös folgende 
Notiz verbreitet: 
„Dem Vernehmen nach wird für den Fall, daß Hamburg den Zoll- 
anschluß ablehnt, der Ausbau des Nordostsee-Canals und die Anlegung 
großer Seehäfen an der Mündung desselben, namentlich in Glückstadt, in 
Aussicht gestellt. In gleichem Falle, würde Bremen gegenüber in Elsfleth 
ein großer Seehafen errichtet werden." 
22—23. März. (Preußen.) Das Staatsministerium aner- 
kennt die Wahl der Capitularvicare von Paderborn und Osnabrück 
und setzt den Beginn ihrer Amtsthätigkeit auf den 23. u. 24. I. M. 
fest. Für Paderborn wird außerdem bestimmt, daß die Amtsthätig- 
keit der kgl. Commissarius für die bischöfliche Vermögensverwaltung 
(Sperrgesetz) mit jenem Tage aufhöre. In dem Beschluß bez. 
Osnabrück wird davon nichts gesagt. In beiden aber ist die Frage 
der Eidesleistung mit Stillschweigen übergangen. Der Staat kann 
die Gewählten davon dispensiren, aber er hat die Vollmacht dazu 
nach dem vorjährigen kirchenpolitischen Gesetze nur bis zum 1. Ja- 
nuar 1882. 
25. März. (Deutsches Reich.) Bundesrath: weist die Re- 
solution des Reichstags bez. Altona an die Ausschüsse und genehmigt 
die Vorlage bez. Oeffentlichkeit der Verhandlungen und deutsche Ge- 
schäftssprache für den Landesausschuß von Elsaß-Lothringen. 
25. März. (Deutsches Reich.) Das Ergebniß der seit etwa 
sechs Monaten betriebenen Agitation gegen die obligatorische Civil- 
ehe ist nunmehr in 1170 Petitionen mit 64,890 Unterschriften durch 
Vermittlung des Abg. v. Kleist-Retzow an den Reichstag gelangt. 
Die Aufzählung der Ortschaften, in denen die Petitionen Unter- 
schriften gefunden haben, füllt 4½ Druckseiten aus. Vertheilt man 
die Unterschriften auf die einzelnen Petitionen, so erhält man für 
jede Petition einige 50 Unterschriften, von denen ein Theil weib- 
lichen Bittstellern angehört.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.