Full text: Europäischer Geschichtskalender. Zweiundzwanzigster Jahrgang. 1881. (22)

Allgemeine Chronik. XXI 
und die Nordd. Allg. Ztg. ruft den Wählern dießbezüglich ein ent- 
schiedenes Entweder-Oder zu. Die verschiedenen Parteien erlassen 
nach und nach ihre offiziellen Wahlprogramme. Nur die conserva- 
tive und die Fortschrittspartei unterlassen es. 
Anf. Sept. [Oesterreich-Ungarn: Oesterreich.] Die Bauernbewegung ist 
sichtlich im Rückgange begriffen. 
2. „ [England.] Selbst in England machen sich Schutzzolltendenzen 
geltend, wenn auch ohne Aussicht durchzudringen. 
4.  ,, [Deutsches Reich: Preußen.] Judenkrawall in Stolp in Pommern. 
5.  ,, [Deutsches Reich.] Generalversammlung der Katholiken Deutsch- 
lands in Bonn. Es werden eine Reihe von Resolutionen beschlossen, 
die Windthorst dahin erläutert, „die Katholiken würden auch ferner- 
hin auf ihrem Posten stehen und nicht eher abrüsten, bis ihnen ihr 
volles Recht werde“. 
6.  ,,  [Frankreich.] Die Lage der Dinge in Tunis und Algier wird immer 
bedenklicher. Zahlreiche  Truppen gehen fortwährend ab. Um nicht 
allzu großes Aufsehen zu erregen, werden sie den verschiedenen Armee- 
corps in allen Theilen. Frankreichs entnommen, wodurch die ganze 
Armee desorganisirt wird. 
6.  „ [Schweden.]  Allgemeine Reichstagswahlen. Dieselben fallen in 
Stockholm conservativ, in einer Reihe anderer Städte wenigstens sehr 
gemäßigt, auf dem Lande dagegen größtentheils im Sinne der radi- 
calen Bayernpartei aus.  
8. [Aegypten. ] Militärrevolte in Kairo: der Chedive wird in seinem 
Palast belagert und muß sich zu einem Wechsel des Ministeriums 
und zur Einberufung der Notabelnversammlung verstehen. Der 
schwung ist sichtlich gegen den herrschenden Einfluß der Westmächte 
gerichtet. 
9.  ,, [Deutsches Reich — Rußland.] Zusammenkunft des deutschen Kaisers 
mit dem russischen in Danzig auf die Anregung des letzteren. Der 
deutsche Kaiser ist vom Reichskanzler begleitet, der russische Kaiser 
dagegen nicht von seinem ersten Minister Ignatieff. Die Zusammen- 
kunft wird allgemein als eine Annäherung Rußlands an Deutschland 
und damit wohl auch an das mit diesem verbündete Oesterreich-Ungarn 
betrachtet. Von bestimmten Abmachungen ist keine Rede. 
,,  „ [Deutsches Reich: Preußen.] Die officiöse Presse kündigt den Ent- 
schluß der Regierung an, die s. Z. aufgehobene Gesandtschaft beim 
Papst wieder herzustellen. 
Mitte ,, [Oesterreich-Ungarn: Oesterreich.] Agitation für Verschmelzung 
der beiden Clubs der Verfassungspartei und Umwandlung dieser in 
eine erklärter Maßen deutsch-nationale. 
„  ,, [Frankreich.] Große Aufregung in Paris wegen Nordafrika. 
Die äußerste Linke greift die Regierung mit Vehemenz an, da sie in 
der That Fehler auf Fehler zu häufen scheint. Die Militärorgani- 
sation Frankreichs läßt jedenfalls noch viel zu wünschen übrig. 
15.  ,, [England.] In Dublin tritt ein von der Landliga einberufener 
irischer Nationalcongreß von 1200 Delegirten zusammen. Parnell 
führt den Vorsitz. Die Reden sind ohne Ausnahme überaus leiden- 
schaftlich, aus allen tönt der Ruf: Trennung von England, eigenes 
Parlament, gänzliche Abschaffung des Gutsherrnthums, gar keine 
Pachtzinse mehr. Doch verläuft Alles in vollkommener Ordnung. 
Die Resolutionen, gegen die Fremdherrschaft und für Selbstregierung. 
werden einstimmig gefaßt. 
  
  
  
  
  
 
	        
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