Full text: Europäischer Geschichtskalender. Zweiundzwanzigster Jahrgang. 1881. (22)

Ha deutsche Reich und seine einzelnen Glieder. (Sept. 258.) 253 
Dienste geleistet; bei dieser Ueberzeugung bleibe ich, wenn sie auch meiner 
Person keinen zie bringt. Als ich vor zwei Jahren eine allerdings noch 
viel ungünstigere Rechnung dem Laudtag zu machen hatte, fehlte es nicht 
au Stimmen, welche sagten, der Minister habe zu schwarz gefärbt; allein 
die Rechnungen ergaben, daß ich die aus Steuern verfüügbaren Miltel nicht 
um einen Heller zu niedrig angeschlagen habe. Ich begegne ferner nicht 
selten dem Borwurfe, daß unsere ganze Finanzkunst in Anziehung der Steuer= 
schraube bestehe und man von Sparen nichts mehr höre; dieser Vorwurf ist 
nicht gerechtfertigt; ich will Sie nicht ermüden durch Aufzählung bekannter 
Dinge, allein ich könnte vorführen, daß einige Millionen durch mich und 
meine Herren Lollegen gespart wu . Ich versichere, daß meine Herren 
Collegen und ich auch bei Aufstellung dieses Budgets bestrebt waren, zu 
paren, wo nur immer thunlich; ich erinnere nur an die Einziehung von 
Siie, bei der Staatsschuldentilgung. Der bayerische Landtag war seit 
Jahren bemüht — und dieses ehrliche Zeugniß wird ihm Niemand versagen 
— durch gründliche Berathungen des Budgets Ersparungen eintreten zu 
lassen, 8 wenn andrerseits die Staatsbedürfnisse ohne unser Zuthun und 
zum Theile gegen unseren Willen wachsen, dann ist eine Nevision der Aus- 
gaben schwierig; ich erachte übrigens die Summe der Ersparungen nichts 
weniger als abgeschlossen, und wenn es gelingt, ohne llchung bestehender 
Rechte weitere Ersparungen eintreten zu lassen, so wird die Negierung mit 
Freuden die Hand dazu bieten. Es ist mir vielleicht gestattet, bei dieser 
Gelegenheit noch einen Irrthum zu berühren; man sagt nämlich, die Regie- 
rung verlange immer mehr Geld, und construirt einen Gegensah der Regie- 
rung zur Volksvertretung; ein solcher Gegensatz besteht nicht. Ich bitte Sie, 
prüfen Sie das Budget ja recht genau. Sie werden finden, daß die vorge- 
chlagenen Ausgaben sich entweder beziehen auf Erfüllung rechtlicher Ver- 
fibschten. oder bestimmt sind für Erhaltung von Einrichtungen, welhe 
ür das Staats, und Volkswohl nothwendig sind. Wer das Räderwerk 
Staatzmaschine etwas näher besieht, wird vielleicht ein anderes Urtheil fäll'n 
als Mancher, der nur eine Seile betrachtet. Bezüglich der Steuererhöhung 
erinnere ich daran, daß das Budget für 8 fünizebt Finanzperiode mit einem 
Deficit von 1,003. 223.4 ablchson. welches durch Steuerzuschläge zu decken 
gewesen wäre und eine 5procentige Steuererhöhung erforderte; ferner glaube 
ich bemerken zu dürfen, daß die von der Regierung vorgeschlagene Einfüh- 
rung der allgemeinen Einkommensteuer geeignet gewesen wäre, Steuerzuschläge 
hintanzuhalten, allein solche Recriminationen nühen nichts. ach gebe zu, daß 
die Sienerzuschläge. schwer empfunden werden, deßhalb wurden im Schoße der 
Regierung die ernstesten Erwägungen angestellt, ob sich nicht andere Mittel 
zur Deckung sinden, allein das Resultal war leider kein beiriedigendes."“ Der 
Minister perhorreseirt nun mit Entschiedenheit das Mittel, ein Deficit durch 
eine neue Schuld zu decken, mahnt zur Sparsamkeit, namentlich in Corpo- 
rationen bezüglich der Umlagen, und schließt mit folgenden Worten: „Sie 
haben eine schwere und große Aufgabe vor sich, ich bilte Sie, gehen Sie mit 
der Objectivität, Opferwilligkeit und Verfassungstreue aus Werk, durch welche 
sich der bayerische Landtag stets ausgezeichtet hat. Wenn es Ihnen gelingt. 
die Ordnung im Staakshaushalt, welche der letztte Landtag mit so großem 
Ernst und Erfolg anstrebte, zu vollenden, so werden Sie zwar ebensowenig 
wie der leßte Landtag mancher ungerechten Kritik entgehen, aber Sie werden 
sich den Dank aller wahren Vaterlandsfreunde verdienen 
28. September. (Baden.) Eröffnung der ebang. General= 
spnode. Die dem Großherzog zustehenden Ernennungen sind auf 
6 Liberale und 1 Conservativen gefallen. Die Synode wählt den 
. 
— 
  
  
 
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.