Das deutsche Reich und seine einzelnen Glieder. (Nov. 12— 15.) 277
Vater seines Volkes im vollsten Sinne des Wortes, widmet, zeigt sich in
rührenden Zügen allenthalben.“
12. November. (Deutsches Reich.) Der Reichskanzler trifft
wieder in Berlin ein und hält alsbald dem Kaiser Vortrag über
die Lage. Die Gerüchte von einem beabsichtigten Rücktritt desselben
verstummen wieder gänzlich.
14. November. (Deutsches Reich.) Die Stichwahlen sind
beendigt und das Resultat der Reichstagswahlen liegt nunmehr voll-
ständig vor. Der Gesammtausfall der Stichwahlen entspricht, wie
von vorne herein zu erwarten stand, trotz aller Compromisse doch
demjenigen der ersten Wahl vom 27. October. (Bez. der Stärke
der einzelnen Parteien vgl. unter d. 17. Nov.
14. November. (Bayern.) II. Kammer: der Finanzausschuß
beschließt in einer stürmischen Sitzung, die Verlängerung des er-
höhten Malzaufschlags dem liberalen Ministerium vorerst nur auf
3 Monate zu bewilligen, obgleich es außer Frage steht, daß derselbe
schließlich für die ganze Finanzperiode bewilligt werden muß und
auch bewilligt werden wird.
15. November. (Deutsches Reich.) Bundesrath: erledigt
das Budget für 1882/83, das mit 607 Mill. Mark balancirt, wo-
von auf das Ordinarium 534, auf das Extraordinarium 73 Mill.
fallen. Der Reichskanzler wird ermächtigt, Schatzscheine bis zum
Betrage von 70 Millionen Mark auszugeben.
Der Gesammtetat beziffert sich auf 13,882,371ℳ mehr als im Vor-
jahr. Die fortdauernden Ausgaben betragen 534,141,792 ℳ, 22,475,885 ℳ
mehr, die einmaligen Ausgaben 73,093,975 ℳ, 8,575,514 ℳ weniger. An
dem Plus der fortdauernden Ausgaben participiren die Verwaltung des Reichs-
heeres mit 1,612,153 ℳ, die Marineverwaltung mit 947,530 ℳ, das Reichs-
schatzamt mit 16,856,220 ℳ und die Reichsschuld mit 3,100 ℳ. Zu dem
Minus der einmaligen Ausgaben tragen bei die Post- und Telegraphen-
verwaltung mit 6,061,122 ℳ, die Verwaltung des Reichsheeres mit
21,278,802 ℳ (im vorigen Etat wurden bekanntlich die für die Vermehrung
des Heeres erforderlichen Summen im Extraordinarium bewilligt, was jetzt
in Fortfall kommt), die Ausgaben in Folge des Krieges gegen Frankreich
mit 1,179,962 ℳ Diesen sehr bedeutenden Ersparnissen steht allerdings ein
Plus von 1,011,936 ℳ bei der Eisenbahnverwaltung, sowie von 12,062,168 ℳ
als Fehlbetrag des Haushalts des Etatsjahres von 1880 bis 1881 und
10,200,000 ℳ als Betriebsfonds der Reichspost- und Telegraphenverwaltung
und für die Reichsdruckerei gegenüber, so daß das Minus der einmaligen Aus-
gaben sich auf 8,575,514 ℳ reducirt. — Die Berechnung der nach dem Reichs-
haushaltsetat für 1882,83 zur Deckung der Gesammtausgaben aufzubringende
Matricularbeiträge ergibt die Summe von 104,000,273 ℳ, dazu die
Antheile an dem Fehlbetrage des Etatsjahres 1880/81 im Betrage von
12,062,468 ℳ macht zusammen 116,062,740 ℳ; im Etat für 1881/82 sind
angesetzt 103,684,369 ℳ, mithin für 1882/83 12,378,371 ℳ mehr. Es ent-