278 Fas beulsche Reich und seine einzelurn Glieder. (Nov. 15 —16)
fallen auf Preußen 59,710,107 —4, auf Bayern 21, #280 M., auf Sachsen
6,398.049 /4, auf Württemberg 8,202.09 M, auf B aden 5.79. 663
auf Elsaß- Lothringen 4,282 311 % auf Hessen 2.050., 925 4, auf Miict
burg-Schwerin 1,284,516 s Die übrigen Beträge bleiben unter 1 Million
15. November. (Bayern.) II. Kammer: die ultramontane
Mehrheit beschließt auch den zweiten ihrer drei Anträge, denjenigen
auf Wiederabschaffung der obligatorischen Civilehe, obgleich der
Justizminister v. Fäustle dieselbe für geradezu unmöglich hält, weß-
halb er auch vom Gesammtministerium zu der Erklärung ermächtigt
sei, daß „es nicht in der Lage wäre, die Krone im Sinne des Antrags
zu berathen.“
16. November. (Deutsches Reich.) Der Reichskanzler hat
neuerdings eine Anwandlung von Rücktrittsgedanken, wenigstens so
weit, sich auf das Auswärtige zurückzuziehen und dagegen die Leitung
der inneren Politik einem wirklichen Stellvertreter, einem Vicekanzler
zu überlassen.
Nach einem Diner, das er den in Berlin anwesenden Mitgliedern des
Bundesraths gibt, plandert er seiner Gewohnheit gemäß bei der Eigarre über
die Lage und bemerkt schließlich einem Berichte der „Köln. Ztg.- zufolge:
„Bei dem Widerstande, auf den seine Politik in neuester Zeit gestoßen sei,
bei der Feindseligkeit, mit der ihn sogar die amtlichen Blätter verbündeter
kleiner Regierungen während der letzten Wahlen bekämpft hätten, müsse er,
wenn er auf dem von ihm eingeschlagenen Wege fortschreite, einen Conflict
befürchten, und dem wolle er nach Kräften vorbengen. Er wolle also ein-
mal sehen, ob andere Männer, die sich des öffentlichen Vertrauens, wie es
die letzten Wahlen bekundet haben, in höherem Maße erfreuen, es geschickter
anfangen und günsligere Ergebnisse erzielen würden, als er. An welche
Parteien er zu diesem Behufe heranzutreten habe, sei ihm durch Un Aus-
fall der Wahlen vorgezeichnet. Es würde sich also nur darum handeln, ob
er im Centrum oder in der liberalen Partei wichtige leitende Persdulich-
keiten finden würde, welche ein Programm aufstellen könnten, dem der Kaiser
seine Zustimmung zu geben vermochte und das sie im neuen Reichstage
durchzusehen sich zutrauen würden. Diesen glücklichern Händen würde er
daun die Leitung der Geschäfte übergeben, während er sich darauf beschränken
würde, die guten Beziehungen zum Auslande aufrechtzuerhalten. Wenn er
also auch von seinem verfassungsmäßigen Rechte, zu jeder Zeit feinen Ab-
schied nehmen zu dürfen, aus Ergebenheit für seinen kaiserlichen det nicht
Gebrauch machen wolle, jo werde er nunmehr dahin wirken, daß ein wirk-
licher Stellverkreter, ein Vicekanzler, für den er beim Reichstage ein Gehalt
von 60,000 AMA fordern werde, an seiner Statt in die Leilung der Geschäfte
eintrete. Er selbst werde sich alsdann auf seinen „Altentheil“ zurückziehen."“
Die Gäste des Kanzlers folgen diesen Eröffnungen mit gespanntester Auf-
merksamkeit und jedesmal, wenn der Fürst eine Pause macht, herrscht athem-
boses tieis Schweigen in der Gesellschaft. Dieselbe treunt sich Riemsich spät
als sich der bayerische Gesandte v. Lerchenfeld verabschiedet, sagt ihm
— Reichskanzler: „Bereilen Sie also Ihren Landsmann Funtensch, da-
rauf vor, daß ich demnächst in Unterhandlungen mit ihm treten werde."“
16. November. (Deutsches Reich.) Der Führer der Fort-