II.
Die Oesterreichisch--Angarische Monarchie.
1. Jannar. (Oesterreich-Ungarn.) Das seinerzeit von
österreichischen deutsch-liberalen Kreisen wie von den Magyaren so
begeistert ausgenommene Bündniß mit Deutschland, das bisher als
ein noli me tangere galt, fängt hie und da an, auf Bedenken zu
stoßen. Immerhin bleibt die Mehrheit der Deutsch-Oesterreicher dem-
selben noch geneigt und hält die Regierung noch fest daran.
°Zu der sleigenden Bedrängung der deutschen Elemente in Böhmen
und in gang Oesterreich durch die föderalistisch-jzlavische Majorität des Reichs-
raths und die Regierung Taaffe und zu dem wirthschaftlich-schutzzöllnerischen
Umschwunge in Teutschland, in Folge dessen die Handelsvertragsunterhand-
lungen mit Deutschland nicht von der Sielle rücken, tritt auch die Rücksicht
auf die orientalischen Interessen Oesterreichs. Eines der grosßen Wiener
Organe, die sog. alte „Presse“, die, obwohl sonst der Regierung befreundet,
doch schon seit längerer Zeit eine von der gegenwärtigen, vorsichtigen und
fast. schüchternen Politik Haymerle's sehr verschiedene der ausgedehntesten
Action predigt, spricht sich in dieser Beziehung gelegentlich des Jahres-
wechsels folgendermaßen aus: Um zwei Kranken, der Pforte und dem Frieden,
das Leben zu fristen, hat die österreichische Politik England preisgegeben,
das selbstverständlich sofort seine Anlehnung an Rußland suchte und fand,
und sich auf die Entente mit Deutschland Furückgezogen, dessen Interesse die
Verschiebung der orientalischen Krisis erfordert, weil es die Crystallisation
der abendländischen Verhällnisse ohne irgend ein Eugagement abwarten und
den Kampfplah auswählen will. Die Zukunft wird lehren, ob die Wahl
eine glückliche war, aber die Erscheinungen der Gegenwart sprechen nicht
dafür. Oesterreich ist an den Interessen des Ostens wesentlich betheiligt,
Deutschland an den Interessen des Westens. Die ersteren können nur durch
eine Nectionspolitik Vewahrt werden, die letzteren drängen eine Politik der
Enthalkung, des Zögerns, der Vorsicht auf, und bis der Moment gekommen
sein wird, diese in einem gewaltigen Ringen zu entscheiden, hat Rußland
längst alle Vorpositionen besetzt; nicht nur daß Oesterreich den Kampf dann
unter ungleichen Verhälinissen burchführen muß, es ist ihm auch nicht ein-
mal mehr der Souten Deutschlands gesichert, das mit sich selbst zu kthun
hat. Als Appendix an die Machtfrage des Westens wird dann die orienta-
lische Frage gelöst werden, während es ein Axiom österreichischer Politik