322 Die Oesterreichisch-Augarische Monarchie. (Jan. 16 21.)
partielle Ministerwechsel ändere nichts an seinen Tendenzen und Zielen,
allein höheres Interesse der Monarchie erheische „Gerechtigkeil“ auch gegen
die Slaven. Das Cabinet sei kein Parteicabinek, es stütze sich blos auf
die Rechte, aber identificire oder amalgamire sich nicht mit ihr.“
16. Jannar. (Croatien.) Landtag: Ein k. Reseript fordert
denselben auf, auch eine Regnicolardeputation von 12 Mitgliedern
zu entsenden, um zusammen mit der ungarischen die künftige Zahl
der croatischen Mitglieder des ungarischen Reichstags in Folge der
bevorstehenden Einverleibung der Militärgrenge in Croatien zu ver-
einbaren.
Auch in diesem Rescript wird den Croaten bedeutet, daß sie, um die
Einverleibung zu erzielen, „eventuell“ auf ihr gesehliches Recht bez. ihrer
Vertretung im ungarischen“ Reichstag „in würdiger Erwägung der ob-
schwebenden Rücksichten und Verhältuisse“ verzichten müßten. Statt einer
Verdoppelung ihrer Vertreter werden sie sich mit bloß 3 oder 4 weiteren
Sitzen begnügen müssen.
18. Januar. (Oesterreich.) Pärsschub von 12 neuen Mit-
gliedern des Herrenhauses. Es sind darunter 4 Polen und 1 Ceeche.
Alle gehören als Ultramontaue oder Föderalisten der Rechten an.
Ob sich die Mehrheit des Herrenhauses dadurch in staatsrechtlichen
Fragen schon definitiv von links nach rechts verschoben habe, ist
noch nicht ganz klar; jedenfalls aber rückt Graf Taaffe dadurch
diesem Ziele wieder etwas näher.
Das Finanzministerium wird durch Versetzungen und Ernen-
nungen nach den Wünschen Dunajewski's und der Rechten gründlich
umgestaltet.
19. Januar. (Böhmen.) Das oberste Reichsgericht stellt
sich in der brennenden Sprachenfrage in einem Spezialfall neuer-
dings auf Seite der Deutschen gegen die Ansprüche der Czechen und
gegen die Entscheidung des Prager Oberlandesgerichts, das sich auf
die Seite der Czechen gestellt hat.
20. Januar. (Steiermark.) Der Kaiser empfängk eine
steierische Bauerndeputation in der Grundsteuerfrage, in der die
flavische Mehrheit des Reichsrathes die polnischen Grundbesitzer ent-
lasten und die deutschen Kronländer noch schwerer belasten will. Der
Sprecher wirft sich dem Kaiser zu Füßen und bittet ihn knieend, er
möge Schritte veranlassen, damit die Nothlage nicht noch größer werde.
Der Kaiser anerkennt die Nothlage, meint aber, es sei schwierig,
nachdem die Centralcommission bereits die Tarife festgesetzt, eine
Ausgleichung herbeizuführen; doch werde er sein Möglichstes khun.
21. Januar. (Oesterreich.) Der gewesene Justizminister in
der Regierung der Verfassungspartei und rühmlichst bekannte Rechts-