324 Die Oesterttichisch-Ungarische Monarcit. (Jan. 28 —31.)
in unzweideutiger Weise die Frage ihres Vertrauens zur Regierung zum
Austrage zu bringen.“ Graf Taaffe hat mit der czechischen Deputation eine
lange Auseinandersehung, und das Resultat derselben ist, daß eine Com-
mission aus Delegirten des Czechen-Clubs und der Negierung zusammengesetzt
wird, welche einen Vorschlag über die Löfung der Universitäts-Frage im ad-
ministrativen oder legislativen Sinne auszuarbeiten hat. Der nterrichte-
minister v. Conrad hat seine Bedenken bereits soweit besiegt, daß Graf Taaffe
erklären kann, der Unterrichksminister werde sich jedenfalls den Beschlusfen
des Ministerrathes fügen; die czechische Deputation ist von dem Result
ihrer Mission befriedigt, und — den Berathungen des —
über den Dispositionsfonds steht nichts mehr im Weg
28. Januar. (Oesterreich.) Neichsratl der elericale Abg.
Lienbacher bringt einen Antrag auf Abänderung der Reichsraths-
wahlordnung resp. auf Ausdehnung des Wahlrechts ein. Ein An-
trag des Abg. v. Schönerer auf Einführung des allgemeinen Stimm-
rechts wird in erster Lesung abgelehnt.
29. Januar. (Ungarn.) Unterhaus: erledigt die General-
debatte über die Regierungsvorlage betr. Einführung von Consum-
steuern und nimmt sie mit 207 gegen 186 Stimmen an. Tisza
siegt also, aber nur mit Hilfe der (unzuverlässigen) Croaten.
In dem sechstägigen Sturmlauf der Opposition hat die Opposition
wenigstens das erhalten, was ihr bisher fehlte, einen Führer. Fort und
fort hatte Sennyey sich der Führerrolle entzogen und erklärt: seine Zeit sei
noch nicht gekommen, noch in vorigen Herbst ausdrücklich sich dahin ge-
äußert: er beanspruche kein Portefeuille; jett aber ist er offen als Minister-
aspirant aufgetreten. Schon dieß wäre genug gewesen, er hat aber auch
noch dazu, wenn auch nur in allgemeinen Zügen, ein Regierungsprogramm
entwickelt, das sich in die beiden Sähe zusammenfassen läßt: allmähliche
Beseitigung des Deficits ohne Vermehrung der Steuerlast und weise Be-
schränkung der Thätigkeit der Regierungsaction auf das, was mit den
räften des ungarischen Staatswesens erreichbar. Nationaler Chauvinismus
und politischer Idealismus fänden dabei freilich nicht ihre Rechnung, aber
es wird niemand bestreiten können, daß dieses —N dessen beide
Puncte sich gegenseitig bedingen, die Vernuust 1 sich h
29. Januar. (Bosnien.) Auch das Herrenhaus genehmigt
die Vorlage der Regierung betr. Erbauung der Bosnathalbahn.
31. Januar. (Oesterreich.) Nachdem die Polen durch die
Grundsteuer-Repartition ihr Schäfchen ins Trockne gebracht und die
Gechen sich bez. der Prager Universität mit der Regierung aus-
einandergesetzt haben, verlangen die Clericalen mit Nachdruck von
der Regierung, daß auch ihrem Herzenswunsch, der Verkürzung der
Schulpflichtdauer nach dem Antrag Lienbacher, genügt werde und
haben auch die Slovenen ein Memorandum über die nationale
Gleichberechtigung im Küstenlande ausgearbeitet und dem Grafen
Taaffe übergeben.
Die Fractionen der Majorität haben die Anweisung genau begriffen,