Full text: Europäischer Geschichtskalender. Zweiundzwanzigster Jahrgang. 1881. (22)

334 Die Oesterreichisch-Augarische Monarcie. (März 17—19.) 
Seiten angeregte Demonstration des Abscheus über die Ermordung 
Kaiser Alexanders III., wie in anderen Parlamenten, wird durch 
den Widerspruch der Polen verhindert. 
In Folge des Rücktritts des Grafen Coronini bestellt das 
Haus sein Bureau neu: zum Präsidenten wird der Pole Smolka, 
zum ersten Vicepräsidenten der czechisch-feudale Fürst Lobkowitz und 
zum zweiten der Baron Gödel-Lannoy, der dem Club Hohenwart- 
Lienbacher angehört, gewählt. Das neue Präsidium entspricht also 
in seiner Zusammensetzung genau den 3 Fractionen, welche die 
gegenwärtige Mehrheit des Hauses bilden. 
17 — 19. März. (Oesterreich.) Reichsrath: dritte Lesung 
der Gebäudesteuer-Vorlage der Regierung. Die Majorität der Rechten 
setzt alles durch, doch schont sie in Abstufungen die ihr angehörigen 
Kronlnder, namentlich Tyrol. 
er § 15 des weuen gietes normirt für Zara 1, Salzburg 2, Czer- 
vowih 3 5, lmalien 10, 13 Uebergangsjahre und bestimmt, daß die 
Haustlafsenstener in Titoil welsn 3 Jahre gar nicht umzulegen und dann 
ein Uebergangsstadium von 19 Jahren, ebenso in Tirol und Vorarlberg ür 
die Hauszinssteuer eine zwölffährige Uebergangsperiode festzuseyen sei. Die 
gegnerische Presse urtheilt darüber sehr scharf: „Der Gesetzentwurf der Re- 
gierung war nicht annehmbar, weil er sich als eine systemlose, mechanische 
Erhöhung einer Ertragsteuer darstellte; der Ausschußentwurf war nur eine 
verschlechterte Ansgabe der Regierungsvorlage; denn schon dieser stellte den 
projectirten Mehrbelastungen weitreichende Erleichterungen für die Protec- 
tionskinder der Mehrheit gegenüber. Die Plenarberathung aber führte zu 
einem wahren Kleinverschleiß an Concessionen und gestaltete sich zu einer 
Vertheilung von Prämien für politisches Wohlverhalten.“ 
18. März. (Niederösterreich.) Der Wiener Gemeinderath 
lehnt die czechische Forderung, auch in Wien Schulen mit czechischer 
Unterrichtssprache zu errichten, einstimmig ab und betont dabei den 
entschieden deutschen Character der Residenz. 
19. März. (Oberösterreich.) Die constituirende General- 
versammlung des oberösterreichischen Bauernvereins, zu welcher gegen 
500 Theilnehmer, darunter der Reichsrathsabgeordnete Posch sich 
eingefunden haben, findet in Linz statt. Das Vereinsprogramm 
enthält folgende Puncte: Herabsetzung der Schulpflicht, Errichtung 
von Fortbildungsschulen, Ueberwachung der Abgeordneten und Er- 
richtung einer Bauernbank unter Staatsgarantie zu 3½ Procent 
für unkündbare Capitalien. Der Bauernführer und Redacteur Kirch- 
mair hat vorher erklärt, daß er und seine Genossen fest zum 
Cabinet Taaffe ständen. Das Programm läßt darüber keinen 
Zweifel.
	        
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