Full text: Europäischer Geschichtskalender. Zweiundzwanzigster Jahrgang. 1881. (22)

Die Gellerreichisch-Augarische Monarchie. (Nov. 8.) 383 
Reduer wollle augesichts der unrichtigen Millheilungen die? Zweifel gerstreuen, 
daß er unter den Delegationsmitgliedern ohne Rücksicht nu Parteistellung 
Niemanden kenne, der die Monarchen-Begegnung, welche von zwei Nationen 
mit anfrichtigster Sympathie begleitet wurde (allgemeiner lebhafter Beifall), 
nicht vollen Herzens frendig begrüßt hätte, und nicht gleich dem Redner 
überzeugt wäre, daß unter den neuesten politischen Ereignissen kaum eines 
für uns erfreulicher gewesen, als dieses. (Lebhafter Beifall.) Dieser Ueber- 
zeugung gab ich, sagt Graf Andrasiy, entschieden Ausdruck, indem ich mein 
Bedauern beifügte, daß es Fr Frhrn. v. Haymerle nicht gegönnt gewesen ist, 
sich des schönsten Resultates seiner Wirksamkeit periönlich zu erfreuen.“ 
Begreiflicherweise wird die Angelegenheit in den Blättern lebhaft 
diseutirt. Vor allem verwahren sich dieselben dagrgen, daß, wenn Unurichtig- 
keiten in dem von ihnen gebrachten Bericht über die betreffende Sihung ent- 
halten waren, sie damit irgend eine Schuld träfe. Die Berichte nämlich 
über diese Ausschuß-Sibungen wurden, wie die „Presse“ constalirt, von be- 
rufener Seite seit Jahren immer sorgfältig redigirt, so daß die Communiqués 
über das, was von der auswärtigen Politik gesagt worden war, immer in 
der nöthigen diplomatischen Toilelte des Styls an die Oeffentlichkeit ge- 
langten. Auf diese Weise erhalten die Journale jene Berichte gleichmäßig 
für die österreichische wie für die ungarische Delegation aus den zu diesem 
Zweck bestellten Correspondenz-Instituten. Ferner wird constalirt, daß auch 
dießmal der in Rede siehende Bericht, so wie er in den Alältern erschien, 
aus dieser halbamklichen Quelle stammte und nicht elwa von den Blältern 
nach Privatinformalion corrigirt wurde. 
Nicht minder natürlich hatle die Augelegenheit am römischen Hofe 
Aufangs lebhafte Beuuruhigung hervorgerufen. Die „Agenzia Stesani“ 
meldet jedoch unter dem Datum Nom 10. November: „Kallay theilte dem 
Grafen Robilant sofort den genauen Wortlaut der Nede mit, welche er in 
der vorgestrigen Sitzung der ungarischen Delegation gehalten hatle und gab 
noch umfassendere Erklärungen über die große Bedeutung, welche Oesterreich= 
Ungarn der Freundschaft Italiens beilege. Graf Andrassy begab sich gestern 
um italienischen Botschafter,) um ihm die freundschaftlichsten und herzlichsten 
Frilzranam zu erneuern. Der Botschafter Graf MWimpffen theilie alsbald 
nach seiner gestern erfolgten Ankunft in Rom dem Minister Mancini offiziell 
den genauen Text der Rede Kallay's mit. Derselbe war zugleich beauf- 
tragt, die Versicherung der aufrichtigsten Herzlichkeit der Gesinnungen und 
Dispositionen Oesterreich-Ungarns gegenüber Italien zu geben und das leb- 
hafte Bedauern der österreichisch-ungarischen Regierung über den Eindruck zu 
bekunden, welchen die ungenaue Wiedergabe der Erklärungen Kallay's über 
den Wiener Besuch des italienischen Königspaares in Italien hervorgebracht 
haben möchte.“ 
8. November. (Oeslterreich-Ungarn.) Der Rest der Officiere 
des sog. österreichischen Lehrstabs verläßt Persien. Dieselben werden 
durch russische Officiere ersetzt. 
8. November. (Mähren.) Die Regierung ernenunt den 
Grafen Friedrich Schönbern zum Statthalter von Mähren. Die 
Ernennung macht um so größeres Aufsehen, als die Mehrheit des 
mährischen Landtags der verfassungstreuen Partei angehört, der Graf 
aber nach seinem eigenen Programm gelegentlich der letzten Wahlen
	        
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