Full text: Europäischer Geschichtskalender. Zweiundzwanzigster Jahrgang. 1881. (22)

Dit Othlerreiqchisch· Iugarische Monarchie. (Nov. 14.) 385 
mandirenden binansreicht. Mit seiner Berusung auf den Statthalterposten 
von Zara, die im Herbst 1839 zur Zeit des Borchesenaufstandes erfolgte, 
hatte die Monarchi bewissermaßeen ihre erste Mobilisirung für die Orient- 
action vollzogen. Dem Baron Nodich war die Aufgabe zugedacht, die re- 
bellischen Bocchesen so rasch als möglich zur Unterwerfung zu bringen, und 
die Verwaltung Dalmatiens, welche bis dahin in den Händen der ver- 
fassungsfreundlichen italienischen Parlei ruhle, den Slaven zu überantworten, 
um so Dalmatien zum Magnet zu gestalten, welcher seine Anziehungskraff= 
auf die flavischen Länder der Balkan-Halbinsel, zunächst auf Bosnien und 
die Herzegowina, auszuüben hätte. Man weiß. mit welchem Erfolge sich 
Baron Rodich seiner Aufgabe entledigte. Den Aufstand der Bocchesen be- 
endigte er durch den berühmt gewordenen Friedensschluß von Kueglac, durch 
den die Aufständischen zwar principiell ihre Unterwerfung aussprachen, im 
Uebrigen aber nach wie vor keine Necruten stellten. Besser gelang ihm die 
Slavisirung Dalmatiens. Das italienische Element wurde schrittweise aus 
seinen Positionen verdrängt, in der Schule wie in den Aemtern. In gang 
Dalmatien wird heute flavisch amtirt, in den Mittelschulen ist als Unter- 
Tichtssprache die serbo-croatische Sprache an Stelle der italienischen getreten. 
und wo lehtere noch mühsam das Feld behauptet, muß ## sie sich das Serbo- 
Croatische als gleichberechtigten Factor gesallen lassen. Die Ereignisse haben 
jedoch die Erwartungen nicht gerechtfertigt, welche man an diese Politik 
knüpfte. Der „slavische Magnet“ Dalmalien versagte im entscheidenden 
Augenblick seine Kraft. Die Armee mufte in einem blutigen Feldzug Bos- 
nien und die Herzegowina erobern. Das Regime des Baron Nodich hatte 
teine Sympathien für Oesterreich in diesen „dalmatinischen Hinterländern“ 
zu gewinnen vermocht. Der Nachfolger Rodichs, FZS M. Jovanovic, der 
leitende Führer bei der Occupation der Herzegowina und spatere Stellver- 
kreter des Landeschefs in Serajewo, gehört gleichfalls der flavischen Partei 
an, soll sich jedoch bei der italienischen Inlelligenz Dalmatiens besserer 
Sympathien erfreuen. 
11. November. (Oesterreich = Ungarn.) Eine unter dem 
Vorsitze des Kaisers in Wien abgehaltene Confereng der österreichischen 
und ungarischen Minister verständigt sich über die Hauptpuncte der 
in schutzzöllnerischem und staatsfinanziellem Interesse vorzunehmen- 
den Revision des allgemeinen Zolltarifs. 
14. November. (Oesterreich.) Reichsrath: der Finanzminister 
Dunajewski legt demselben das Budget für 1882 vor und knüpft 
daran ein Exposé, das sehr optimistisch lautet. Nach seiner Ansicht 
befände sich Oesterreich auf dem Wege stetiger Verminderung des 
Deficits, dessen vollständige Beseitigung von der Durchführung jener 
Maßregeln abhängt, die die Regierung im Laufe der Session dem 
Parlamente bereits vorgelegt habe oder baldigst vorlegen werde. 
Außerhalb Oesterreichs sieht man aber die Finanzlage Oesterreichs 
durchaus nicht so günstig an. 
Das Endergebniß des Budget- Voranschlages stellt sich ziffermäßig wie 
folgt: das Erforderniß erscheint mit 470,892,393 fl., die .57 mit 
433,082,858 fl. veranschlagt, wonach sich * Abgang von 37, 5 
ergibt. PBehufs der richtigen Jurkheilung dieses Mesulkane uhe- jedoch 
Schulthess, Europ. Geschichtskalender. XXII. 3d. 25
	        
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