1. Portugal.
Anfang Januar. England stellt an die portugiesische Regie-
rung das Ansuchen, den nach Transvaal bestimmten britischen Trup-
pen den Durchmarsch durch das portugiesische Territorium Lorenzo
Maraques zu gestatten.
8. März. II. Kammer: die Regierung will den sog. Delagoa-
Vertrag mit England (s. Jahrg. 1879 28. Mai und 1880 5. Juni)
zur Genehmigung bringen. Die Gegner desselben beantragen, die
Berathung so lange auszusetzen, bis die englische Flotte den Tajo
verlassen habe. Im Laufe des Tages finden Volksdemonstrationen
gegen das Ministerium Braamcamp statt, die indeß mit leichler
Mühe unterdrückt werden; am Abend findet dagegen eine Demon-
stration zu Gunsten der Regierung statt.
Es scheint allerdings, daß die englische Flotte nicht ganz zufällig sich
im Tajo befindet. Der sog. Delagoa-Bertrag hat für England eine mehr-
fache und augenblikklich errbirend Br#uiny. Erstens ist die Dela-
goa-Bai der beste Hafen in gan) Südafrica, zweitens schließt der kleine
— der. das Delagoa-Gebiet bildet, das Transvaal-Land gänzlich
vom Meere ab, driktens hat England vermittelst diejes neuen Vertrages den
Gürtel jener bis zur MWalfisch-Bai sich erstreckenden Küstenbesipungen ver-
vollständigt, vermittelst deren es gleich einer Spinne ganz Südafrica um-
klammert und die Festsetung irgend einer andern Macht verhindert. Die
Geschichte des Zwistes ist folgeude: Im Jahre 1823 soll ein Kaffern-
oder Swazi-König einem englischen Seecapilän Namens, Owen, einen Land-
strich an der Delagoa-Bai verkauft haben. Owen war englischer Unterthan,
ergo gehört den Engländern das Land. Die Portugiesen datiren ihre An-
sprüche aus den großen Zeiten Vasco da Gamas und auf thatsächlichem
Besih. Dieser Besih war unangefochten bis Anfang 1873. „Um diese Zeit,“
. schreibt mit etwas unkluger Offenheit der Globe, „ tauchten Gerüchte auf,
daß Fürst Bismarck, um für die überschüssige Bevölkerung des deutschen
Reiches eine nühliche Verwendung zu finden, mit Portugal über die Ab-
tretung der Delagoa-Bai unterhandle. Auf diese Weise würde eine europäische
Großmacht den natürlichen Zugang zu Transvaal erworben haben, und das
grregte in England eine allgemeine Beunruhigung. Ob kleine und macht-
lose Staaten wie Portugal oder die Boeren-Republik den schmalen Land-
streifen besaßen, kam 4 *E** nicht so sehr in Betrachl; anders aber
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