Full text: Europäischer Geschichtskalender. Zweiundzwanzigster Jahrgang. 1881. (22)

404 Spanien. (Febr. 9.) 
den Augenblick gekommen glanbe, einer liberalen Politik das Feld zu über- 
lassen, und daß er, um zu zeigen, wie aufrichtig sein Wunsch sei, einen Ver- 
such damit zu machen, gerade nach dem Staatsmann gejandt habe, der im 
Land als der entschlossenste Repräfentant der Meinungen der Mehrheit feiner 
Partei gelte. Diese Aeußerung bestätigte das, was man sich in Madrid sagte 
und die Conservativen nicht Remuecten. daß nämlich Don Alfonso die Khis 
und ihre Lösung „aus eigener und ganz freier Initiative“ herbeigeführt 
hätte. Der König lließ Herru Sagasta die freie Wahl seiner Collegen, und 
sagte ihm, daß er die Constituirung des Cabinets noch am Abend desselben 
Tages, nach seiner Rückkehr von seiner Spazierfahrt, zu vernehmen wünsche. 
Marschall Campos, Alonzo Martinez und de la Bega#y Armiso repräsen- 
tiren im Cabinet die Centralisten und die dmaasiien und militärischen 
Elemente, welche in den Augen des Hofes und der Aristokratie die ge- 
nehmsten sind. Venancio Gongalez, Albareda, Leon y Castillo, Camacho und 
Sagasta selber haben die Geschäftsportefenilles inne, welche sie mit der 
Masse ihrer Partei im Contact halten werden — jener Masse, deren liberale 
Tendenzen sie am getreuesten repräsentiren. Admiral Pavia endlich, ein un- 
beschollener Mann und guter Verwalter, hat bereits seine Proben im Cabinet 
Markinez Campos bestanden. Nun beginnt die zweite Phase der Regierung 
Alsonso's XII. Während der ersten hat Canovas nach Möglichkeit der ab- 
solutistischen Reackion der Moderados und Ultramontanen widerslanden. 
Seine Regierung ist verhältnißmäßig liberal gewesen. Mit Sagasta wird 
die Regierung aus einer gemäßigt conservativen eine entschieden liberale. 
9. Februar. Cortes: ein k. Decret vertagt die Cortes auf 
unbestimmte Zeit. Dabei hält der neue Ministerpräsident folgende 
Aufprache an den Congreß: 
„Sie alle kennen die Antecedenkien der Minister, und das Land kennt 
die Verpflichtungen, welche wir in der Opposilion auf uns genommen haben, 
und die wir nun, zur Gewalt gelangt, unter dem Beistande der Cortes und 
mit dem Vertrauen der Krone auszuführen hoffen; seien Sie also versichert, 
daß wir, nun wir auf der Ministerbank Platz genommen, keine Maßregeln 
in Vorschlag bringen werden, welche denen widersprechen, die wir verlangt 
haben, als wir in der Owosition waren. Wir hossen den Beistand der 
Cortes zu erlangen, wie wir mit dem Vertrauen der Krone ausgestattet 
sind; inzwischen wird das neue Ministerium, welches entschlossen ist, in 
allen Acten der Verwaltung den freisinnigen Geist zu bethätigen, der es be- 
Kate die tiefste Achtung des Gesetzes zur unwandelbaren Richtschnur nehmen. 
was das Gesetz erlaubt, wird von der Regierung erlaubt, und alles 
u das Gesetz verbietet, von ihr verboten werden. Ohne Voreingenommen= 
heit genen irgendwen, ohne Groll gegen irgendeine Partei, beseelt vom Geiste 
der Versöhnung und Eintracht, kommen wir mit dem aufrichtiglten MWunssche 
die uns anvertraute höchste Aufgabe zu erfüllen, nämlich die: die edlen? 
sichten des Königs zu verwirklichen und alle Bedürfnisse des Landes zu “ 
friedigen. Wir entwickeln heute nicht ein Programm, das ja von der Mehr- 
heit nicht gut ausgenommen werden würde, da sie glaubt, daß die Politik, 
welche sie befolgt hat, besser ist als die #usrige. In kurzer Frist werden 
wir dem Land unser Programm vorlegen. Für den Vugenbbe erfüllen wir 
eine Pflicht der Höflichkeit gegen die gesetgebenden Körper, indem wir ihnen 
das Ministerium vorstellen, welches das Vertrauen Sr. Maj. des Königs 
verdient hat; Sie werden es mir also erlassen, unsere politischen Anschau- 
ungen anseinanderzusetzen 
Noch an zahseten. Tage beschließen die democratischen (republi-
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.