Full text: Europäischer Geschichtskalender. Zweiundzwanzigster Jahrgang. 1881. (22)

410 Spanien. (Sept. 26 — Oct. 19.) 
daß die Mehrheit in der Deputirtenkammer sich vornehmlich aus Ange- 
hörigen der constitutionellen Partei zusammensetzt, während die übrigen 
Parteien der Fusion, die Centralisten und Campisten, nur durch eine ver- 
schwindend geringe Angahl von Depulirten vertreten seien. Dem gegenüber 
verweisen wieder leptere auf die Zusammensehung der Senatsmehrheit, wo 
das Heerlager des Cabinets sich vornehmlich aus Centralisten und Cam- 
pisten rerrulire, so daß das unproportionirte Stärkeverhältniß der Parteien 
in der Deputirlenkammer durch das entgegengesetzte Verhältniß derselben im 
Senat ausgeglichen und hiedurch die Lebensberechtigung und Lebensfähigkeit 
der Fusion wiederhergestellt werde. 
26. September. Der Präsident und der Secretär eines sozia- 
listischen Congresses in Barcelona werden wegen einer zu Gunsten 
der Nihilisten beschlossenen Erklärung verhaftet. 
8. October. Zusammenkunft des Königs mit dem König von 
Portugal in Cäceres an der portugiesischen Grenze. 
14. October. Der König unterzeichnet einen Gesetzentwurf zur 
Vorlage an die Cortes, nach welchem Saragossa durch eine neue 
Linie mit dem französischen Südbahnnetz verbunden und die Pyre- 
näen, gleich dem Mont Cenis und dem Gotthard, durchbohrt werden 
sollen. 
Das Ministerium ersucht zunächst die Corkes, ihm behufs Verhand- 
lungen mit der französischen Regierung Vollmacht zu ertheilen. Spanien 
beabsichtigt, die Bahnlinie von Huesca über Ayerbe, Caldearenas, Jaca und 
Canfranc der französischen Grenze zuzuführen und die Pyrenäen in der 
Gegend des Col de Somport zu durchbohren. Die Linie würde also“ auf 
französischer Seite ins Gavethal nach Oloron führen. Die Hälfte der 
Bohrungskosten # will Spanien tragen, während Frankreich die andere über- 
nehmen soll. Die Wichtigkeit dieses Unternehmens ist ohne weiteres ein- 
leuchtend, wenn man bedenkt, daß die Pyrenäen eine fortlaufende Schienen= 
verbindung bisher nur im änßersten Westen und Osten der spanisch-fran- 
zösischen Grenze über Bayonne und Perpignan zuließen. In den Central- 
pyrenden ist aber jede Vekbindung im Sommer schon schwierig, im Winier 
aber meist unmöglich, so daß der Handelsverkehr zwischen den Grenzgebieten 
gãnzlich stockte, da er gezwungen war, über Bayonne oder Perpignan zu 
Vehen, ein Umweg, der den Handel mit vielen Waaren nicht mehr lohnend 
erscheinen ließ. Dieser Uebelstand würde durch einen Tunnel, der außerdem 
den Weg von Paris nach Madrid um 100 km. verkürzen würde, gehoben 
werden, und es ist daher begreiflich, daß man in Frankreich den spanischen 
Vorschlag, an dessen Annahme in den Cortes nicht gezweifelt wird, sehr 
freundlich aufnimmt! und alles mögliche Entgegenkommen französischerseits 
in Aussicht stellt. Da die französischen Süddepartements viele Millionen 
Hectoliter Nothwein aus dem nördlichen Spanien beziehen, wird die Bahn 
namentlich dem Weinhandel zu gute kommen. Für die Ausführung derselben 
sind 7 Jahre vorgesehen. Die Hauptschwierigkeit wird der 3—4 onnet 
lange Pyrenden-Tunnel bieten. 
19. October. Durch k. Deceret wird eine Commission zur Be- 
rathung der beabsichtigten Armeereform eingesetzt. 
  
 
	        
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