Großbrillannien. (April 7—27.) 419
geschnitten: ohne den Beitritt Englands ist die Einführung der
Doppelwährung absolut unmöglich.
7. April. Das Londoner Polizeigericht verweist den deutschen
Sozialdemokraten Most wegen der Verherrlichung des russischen
Kaisermordes in seiner „Freiheit“ vor die Assissen, ohne ihn gegen
Bürgschaft frei zu lassen.
9. April. Der Atheist Bradlaugh wird in Northampton
neuerdings mit 3437 Stimmen gegen 3305, welche auf den conserva-
tiven Candidaten fallen, zum Abgeordneten gewählt.
10. April. In Irland nehmen die Exmissionen zahlungs-
unfähiger Pächter ganz gewaltige Dimensionen an, da die Land-
eigenthümer sich noch zeitig gegen die neue Landacte vorsehen wollen.
16. April. Afghanistan: die Truppen Abderrhamans ziehen
in Kandahar ein. Die Engländer beginnen dasselbe zu räumen
und vollenden die Näumung bis zum 21. d. M.
19. April. Lord Beaconsfield (Disraeli) f. Gladstone bietet
ein Staatsbegräbniß für denselben an, was jedoch nicht angenommen
wird, und kündigt dann im Unterhaus den Antrag auf Errichtung
eines Monuments zu Ehren des Verstorbenen in der Nähe von West-
minster an. Im Oberhause tritt Salisbury, im Unterhause North-
cote an seine Stelle als Führer der Tories.
25. April — 19. Mai. Unterhaus: Zweite Lesung der irischen
Landacte und Generaldebatte darüber. Gladstone stellt die Cabinets-
frage. Endlich wird sie mit 352 gegen 176 Stimmen zur 2. Lesung
zugelassen, so daß die Specialdebatte beginnen kann.
27. April. Unterhaus: Scandal Bradlaugh.
Srblan will den Eid leisten. Der Führer der Opposition, Sir
St. Northeote, beantragt: angesichts der früheren Vorgänge könne das Haus
Bradlangh nicht PHestatten. von der Form abzugehen, die Worte des Eides
zu wiederholen. Davy bekämpft den Antrag durch einen Unterantrag: das
3 wolle nicht auf Grund äußerer Information ein Mitglied verhindern,
die vorgeschricbenen Formalitäten zu erfüllen. Gladstone und Bright unter-
stützen Davy's Unterantrag, der indessen unter dem Beifall der Conservativen
mit 208 gegen 175 Stimmen verworfen wird. Bradlangh weigert sich das
Haus zu verlassen. Da Gladstone keinen Antrag stellt, fragt Northcote den-
selben: ob er die Antorikät des Sprechers unterstützen wolle. Gladslone er-
klärt: er überlasse es der Mehrheit, in der Sache zu handeln. Northeote
erwiedert: da Gladstone von den Functionen eines Führers des Hauses ab-
gedankt habe, beantrage er, Bradlaugh anzuweisen, nch zurückzuziehen. Der
Antrag wird augenommen. Bradlaugh protestirt und fagt, er weiche nur
der Gewalt. Northrote weigert sich weiter in der Sache vorzugehen; es sei
bieß die Sache der Regierung. Gladstone bestreitet dieß; die Mehrheit, welce
für die Resolution gestimmt, müsse die weiteren Schritte thun. Cowen be-
autragt die Vertagung des Hauses, da weder die Regierung noch die Oppo-