420 Großbrillannien. (April 29 — Mai 6.)
sition den Beschluß des Hauses zu einem logischen Ende führen wollten.
Cowens Antrag wird angenommen.
29. April. Unterhaus: Gladstone kündigt eine Bill zu Ab-
änderung des Parlamentseides an, dahin gehend, daß jedem, der be-
fugt ist, eine Erklärung an Eidesstatt (alfirmation) in einem Ge-
richtshof abzugeben, gestattet sein solle, eine Erklärung an Eidesstatt
auch im Hause der Gemeinen abzugeben.
2. Mai. Dublin und dann auch Cork, Kilkenny und andere
irische Städte und Ortschaften werden vom Vicekönig von Irland
in Belagerungszustand erklärt. Dillon, einer der Hauptführer der
Landliga, wird verhaftet.
4. Mai. Die Jury für die Erhebung der Anklage beim Lon-
doner Criminalgericht beschließt, eine criminalgerichtliche Klage gegen
den deutschen Sozialdemokraten Most, den Redacteur der „Freiheit",
wegen Aufreizung zum Morde einguleiten.
6. Mai. Unterhaus: Bartlet beantragt ein Tadelsvotum
gegen die Regierung wegen unbefriedigender Lösung der Griechischen
Frage.
Unterstaatssecretär Dilke weist die Angrifse als unbegründet zurück;
die jehige Lösung der griechischen Frage fei das Resultat einer Abmachung
zwischen dem englischen Botschafter Goschen und dem Fürsten Bismarck,
über das Deutschland und England gänzlich einverstanden gewesen; Frank-
reich habe seine Front gewechselt, aber England sei nicht geueigt gewesen,
deßhalb das enropäische Concert zu brechen, da es gut sei, nicht nur weil
es schwierige, gefährliche Fragen der Vergangenheit gelöst, sondern auch weil
es solche auch in Zukunft lösen könne. Der Werth des Concerts sei nicht
auf die Orientfragen beschränkt; auch auf die Schwierigkeiten in anderen
Welttheilen sei es amwendbar; die Verfassungsfrage in Armenien, die türkische
Finanzfrage seien durch das Concert zu lösen; habe es Europa in der Ver-
gangenheit, so könne es dasselbe auch in der Zukunft vor Krieg bewahren.
Die englische Regierung habe kein unwürdiges Compromiß adoptirt, um das
Concert zu wahren, und glaube, daß es nicht im Interesse Griechenlands
gewesen wäre, das Concert zu brechen und Europa in einen Krieg zu stürzen.
Der Antrag wird ohne Abstimmung verworfen.
Oberhaus: Erklärung der Regierung bezüglich Tunis.
Granville antwortet auf eine Anfrage Delaware's, es scheine nicht
unbillig, daß die Franzosen den Gewaltsamkeiten innerhalb der algerischen
Grenze ein Ziel sehten und Maßregeln ergriffen, um eine Wiederholung zu
verhindern. Die französische Regierung habe fortwährend versichert, es be-
stehe keine Absicht einer Einverleibung, und habe noch gestern den englischen
Botschafter Lord Lyons aufgefordert, die englische Regierung zu versichern,
daß kein Gedanke an Eroberung oder Annexion von Tunis vorhanden sei.
Die englische Regierung sei nicht eifersüchtig auf den legitimen Einfluß, den
Frankreich über den schwachen Nachbar ausüben müsse, so lange der Einfluß
nicht im Widerspruche mit Vertragsrechten und den Interessen der brittischen
Unterthanen slehe; selbstverständlich sei es Pflicht der Regierung, sorgfältig