Full text: Europäischer Geschichtskalender. Zweiundzwanzigster Jahrgang. 1881. (22)

448 Frankreich. (Mai 14 23) 
strengen Ehrfurcht vor dem europäischen Rechte, deon, bie ganze Politik der 
Regierung der Republik beseelt, zu lösen das Recht h 
14. Mai. Der Consul Roustan wird von ver Regierung zum 
Ministerresidenten für Tunis ernannt. 
16. Mai. Die Pforte protestirt durch eine Circulardepesche 
gegen den Bardo-Vertrag und wahrt ihre Souceränetätsrechte über 
Tunis. 
19. Mai. Kammer: Gambetta seßt seinen Willen bez. des 
Listenserutiniums durch. Das Eintreten auf den Antrag Bardoux 
wird zwar nur mit der kleinen Mehrheit von 243 gegen 235 St. 
beschlossen, der Antrag selbst aber, die Einführung des Listenscruti-= 
niums, mit viel größerer Majorität, 267 gegen 202 Stimmen, an- 
genommen. 
Nach dem „Journal officiel“, welches die Namen der Abgeordneten 
wiedergibt, Fie für und gegen Art. 1 des Bardoux'schen Antrags gestimmt 
haben, gaben sich 65 Mitglieder der Rechten als Anhänger und 66 als 
Gegner des Listenserutiniums zu erkennen. In der äußersten Linken stimmten 
21 Abgeordnele für und 16 gegen das Listenserutinium, in der Union repu- 
blicaine 96 dafür und 44 dagegen, in der republicanischen Linken 96 dafür 
und 61 dagegen, im linken Centrum 16 dafür und 15 dagegen, so daß jede 
der republicanischen Truppen eine Mehrheit für die Wahlreform lieferte. 
Die Majorität von 65 Stimmen für Art. 1 wurte also durch die 65 Mit- 
glieder der Rechten geliefert, indem die Linke allein 202 Stimmen für den 
neuen Wahlmodus, die Linke und Rechte hineenl scbenfalls 202 Stimmen für 
die Arrondissementswahlen vereiniglen. 
20. Mai. Die internationale Pariser Münzconferenz vertagt 
sich bis zum 30. Juni, damit „die Delegirten Gelegenheit haben, 
ihren Regierungen zu berichten und damit die Regierungen formu- 
lirte Anträge und Resolutionen berathen, welche behufs Zusammen- 
gehens bei Rehabilitation des Silbers zu fassen sind."“ 
23. Mai. Der Bey von Tunis hat alle Hoffnung auf eine 
fremde Intervention aufgegeben und befreundet sich mit dem fran- 
zösischen Protectorat so gut als möglich. Um es zu beweisen, ent- 
hebt er das Haupt der religiösen Partei, General Arbi Zarruk, 
einen der einflußreichsten und begabtesten Muhamedaner von Tunis 
und fanatischen Gegner Frankreichs, aller seiner zahlreichen Posten, 
und ebenso den General Bakusch, Director des Ministeriums des 
Neußern, den Schatzmeister Schamama und den ersten Interpreten 
Conti. 
23u. 27. Mai. Die Kammer lehnt eine Verschiebung der Be- 
rathung des Bardovertrags mit 363 gegen 101 Stimmen ab und 
genehmigt denselben mit 453 gegen 1 Stimme, der Senat genehmigt 
ihn ohne alle Debatte.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.