Full text: Europäischer Geschichtskalender. Zweiundzwanzigster Jahrgang. 1881. (22)

476 Ilalien. (Dec. 20 — Ende.) 
sei sogar unnöthig, die Behanplung zu widerlegen, daß die italienische Mo- 
narchie und Dynastie von großen Gefahren bedroht sei. Das öffentliche 
Bewußtsein bezeugt uns, daß es vielleicht in keinem anderen Land dafür 
solidere Wurzeln gibt als bei uns, wo die Dynastie, wie in Deutschland, 
durch hervorragende Dienste ihr Loos mit der nationalen Sache verknüpfte. 
Der Minister schließt mit dem Ausdrucke der Hoffnung, die Italiener würden, 
nachdem jede unnütze Discussion in der Kammer und im Land aufgehört, 
sich allesammt vereinigen in den Gefühlen der Sympathie und Freundschaft 
für Deutschland, in den Gefühlen des ruhigen Vertrauens und der Achtung 
für die hohe Weisheit und Seelengröße des erhabenen Staatsmannes, der 
an der Spitze der dentschen Reichsregierung steht. Am letzten Tage erklärt 
Mancini: Er sei glücklich, der Kammer mittheilen zu können, daß er vor 
einigen Stunden ein Telegramm erhielt, worin Fürst Bismarct mit großer 
Courtoisie ihm danken lasse für die von ihm vorgestern in der Kammer ab- 
gegebenen Erklärungen über die Aeußerungen des deutschen Reichskanzlers 
im Reichslag. Die Auffaffung dieser Aeußerungen durch die Minister Italiens, 
habe Fürst Bismarck hinzugefügt, stehe in vollständigem Einklang mit der 
Auffassung dessen, der sie gethan. Man könne nicht zweifeln weder an den 
freundschaftlichen Gefühlen und Absichten des Fürsten Bismarck Italien 
gegenüber, noch auch an der Aufrichtigkeit seiner Wünsche für die erlauchte, 
dem deutschen Kaiserhaufe so eng verbundene italienische Dynastie. 
20. December. Senat: genehmigt mit 197 gegen 142 Stim- 
men das Wahlreformgesetz, doch beschließt er mit 102 gegen 92 
Stimmen das Amendement, daß in den Census von 19 Fr. 80 Cent. 
die Provinzialzuschläge eingerechnet werden sollen. Die Vorlage 
muß deßhalb wieder an die Kammer zurückgehen. 
— December. Die öffentliche Meinung wird dadurch beun- 
ruhigt, daß die deutsche Presse zur Zeit die Frage einer Wieder- 
herstellung der weltlichen Herrschaft des Papstes, wenn auch nur 
theilweise, sehr ernstlich discutirt und daß darin ein Fühler des 
Reichskanglers erblickt werden will. Dieselbe läßt jedoch keinerlei 
Zweifel darüber, daß sich Italien wie Ein Mann gegen jeden der- 
artigen Versuch erheben und bis aufs äußerste wehren würde. 
 
	        
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