Full text: Europäischer Geschichtskalender. Zweiundzwanzigster Jahrgang. 1881. (22)

Die päpstliche Eurie. 
1. Januar. Der Papst spricht sich beim Empfang der Car- 
dinäle sehr scharf gegen Italien aus und erklärt neuerdings: „Weit 
entfernt, Uns bei dem zu beruhigen, was zu Unserem Schaden ge- 
schehen ist, werden wir nie aufshören, dagegen zu protestiren und die 
Freiheit und Unabhängigkeit zu fordern, deren der hl. Stuhl durch die 
gewaltsame Ufurpation der weltlichen Herrschaft beraubt worden ist.“ 
6. Januar. Der Papst empfängt eine Massendeputation ita- 
lienischer Clericaler und bekämpft in seiner Ansprache an dieselben 
den kirchenfeindlichen Liberalismus mit leidenschaftlichen Worten, 
stellt sich aber dabei entschieden auf den italienisch-nationalen Stand- 
punct und bezeichnet die Clericalen im Vergleich mit den Liberalen 
als die besseren italienischen Patrioten. 
24. April. Der Papst empfängt ca. 5000 Mitglieder der 
katholischen Vereine Roms und betont in seiner Ansprache: es sei 
Pflicht der Katholiken Italiens in den Municipal= und Provinzial- 
räthen den Angriffen auf die Religion und die Familie entgegen- 
zutreten. Solches Auftreten wäre für die Katholiken eine gute Vor- 
bereitung für den eventuellen Eintritt in das Parlament, wo noch 
wichtigere Kämpfe ihrer harrten. 
Anfang Mai. Man will wissen, daß das Cardinalscollegium 
z. Z. noch 34 Anhänger der Politik Pius IX. und nur 28 folche 
der von Leo XIII. inangurirten Politik zähle. 
— Juni. Das schon seit längerer Zeit angekündigte neue 
Buch des Ex-Jesuiten P. Curci, der wegen seines ersten Buches il 
moderno dissidio aus dem Orden ausgestoßen worden ist, erscheint 
in Florenz unter dem Titel „das neue Italien und die alte Eiferei“ 
Schulthess. Gurop. Geichichlslalender. XXII. Rb.
	        
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