Die päpstliche Eurie.
1. Januar. Der Papst spricht sich beim Empfang der Car-
dinäle sehr scharf gegen Italien aus und erklärt neuerdings: „Weit
entfernt, Uns bei dem zu beruhigen, was zu Unserem Schaden ge-
schehen ist, werden wir nie aufshören, dagegen zu protestiren und die
Freiheit und Unabhängigkeit zu fordern, deren der hl. Stuhl durch die
gewaltsame Ufurpation der weltlichen Herrschaft beraubt worden ist.“
6. Januar. Der Papst empfängt eine Massendeputation ita-
lienischer Clericaler und bekämpft in seiner Ansprache an dieselben
den kirchenfeindlichen Liberalismus mit leidenschaftlichen Worten,
stellt sich aber dabei entschieden auf den italienisch-nationalen Stand-
punct und bezeichnet die Clericalen im Vergleich mit den Liberalen
als die besseren italienischen Patrioten.
24. April. Der Papst empfängt ca. 5000 Mitglieder der
katholischen Vereine Roms und betont in seiner Ansprache: es sei
Pflicht der Katholiken Italiens in den Municipal= und Provinzial-
räthen den Angriffen auf die Religion und die Familie entgegen-
zutreten. Solches Auftreten wäre für die Katholiken eine gute Vor-
bereitung für den eventuellen Eintritt in das Parlament, wo noch
wichtigere Kämpfe ihrer harrten.
Anfang Mai. Man will wissen, daß das Cardinalscollegium
z. Z. noch 34 Anhänger der Politik Pius IX. und nur 28 folche
der von Leo XIII. inangurirten Politik zähle.
— Juni. Das schon seit längerer Zeit angekündigte neue
Buch des Ex-Jesuiten P. Curci, der wegen seines ersten Buches il
moderno dissidio aus dem Orden ausgestoßen worden ist, erscheint
in Florenz unter dem Titel „das neue Italien und die alte Eiferei“
Schulthess. Gurop. Geichichlslalender. XXII. Rb.