Die päphliche Curie. (Ang. 4 Tec. 12.) 479
gereckt und gereizt. Es kommt zu Stocksichlägen und Steinwürfen, bis end-
ich das Militär einschreitet und die Ceremonie brendigt werden kann.
Die Curie läßt den Mächten durch die Nuntien vorstellen,
daß nach solchen Vorfällen der Papst selber in Rom nicht mehr
sicher sei. Die Mächte lassen sich jedoch nicht darauf ein.
4. August. Der Papst hält ein Consistorium und spricht
sich in seiner Allocution aufs bitterste über den Scandal vom
12. Juli und die dadurch dem heil. Stuhl bereitete unerträgliche
Lage aus.
16. Ociober. Der Papst empfängt einen von langer Hand
vorbereiteten großen Pilgerzug der italienischen Katholiken zum
Grabe Pius IX.
Die Demonstration entspricht den Erwartungen doch keineswegs. Man
sprach von 15,000 Pilgern. Statt dessen sind es nur ca. 3000, meist Land-
leute, auch Frauen und Kinder, denen sich indeß noch ca. 8000 aus Rom
selbst anschließen. Der Papst empfängt sie im Petersdom und hält eine
usprache an sie, zeiht darin indirect die italienische Regierung der Lüge
und beklagt sich darüber, daß man den Katholicismus in Stkalien vernichten
wolle. Er ist also bereits auf dem Standpuncte Pins IX. angelangt. Er-
wähnenswerlh scheint es, daß er — unseres Wissens zum erstenmale — der
Möglichkeit einer Verlegung der päpstlichen Residenz gedenkt, indem er sagt,
man habe offenbar vor, ihn zu härterer Gefangenschaft oder zum Exil
zu zwingen.
15. November. Die „Unita cattolica“, ein Organ des Vati-
cans, verlangt für den Papst geradezu Rom und einen Umkreis von
50 Miglien als weltliche Herrschaft. Inzwischen erhält sich das
Gerücht, daß der Papst seine Residenz anderswohin verlegen wolle.
Es werden Fulda und Salzburg genannt.
8. December. Der Papst nimmt die feierliche Heiligsprechung
von 4 neuen Heiligen vor. Es haben sich dazu dazu zahlreiche Bi-
schöfe aus verschiedenen katholischen Ländern eingefunden, so daß sie
fast ein kleines Concil vorstellen.
12. December. Die zu den Heiligsprechungen nach Rom ge-
kommenen Bischöfe richten eine lateinische Adresse an den Papst, auf
die er durch eine Allocution antwortet. In derselben wird nur in-
directe auf eine Wiederherstellung der weltlichen Herrschaft angespielt.
Die nach Rom gegangenen Bischöfe bringen sehr verschiedene Ein-
drücke von dort zurück. So erklärt der franz. Cardinal Vonnechose, der
Papst könne nicht in Nom bleiben, er müsse Rom verlassen, der österreichische
Cardinal Schwarzenberg dagegen, der Papst denke nicht daran, Rom zu ver-
lassen. Das letztere ist auch die in Rom selbst herrschende Ueberzeugung.
317