7. Belgien.
— Januar. II. Kammer: Berathung des Budgetis des Innern:
die ultramontane Opposition bringt zahlreiche Beschwerden vor.
Wenn man erwägt, daß bezüglich der Ausführung des neuen Schul-
gesehes Hunderte von Gemeinde-Verwaltungen und unler neun Provincial=
rathsdeputationen sechs mit der Regierung in förmlichem Kriegszustande sich
befinden, der „Monikeur“ fast jeden Tag die königliche Annullirung irgend
einer Communal= oder Provincialbeschlußnahme enthält, forkwährend Special=
commissäre zur Durchsehung der ministeriellen oder gesetzlichen Vorschrift ab-
gesandt werden müssen, ist es sich nicht zu wundern, wenn sich da für die
Opposition ein gewaltiger Stoff zu bitteren Klagen und Anfeindungen an-
gesammelt, und diese bei der Budget-Debatte sich in endlosen, von mehr oder
weniger starken Ausdrücken durchzogenen Redeströmen über den schrerklichen
Freimaurer ergießen, der sich als Minister des Innern sustematisch die Auf-
gabe gestellt hat, „die Autonomie der Gemeinden zu vernichten.“
12. Januar. In Mecheln siegen bei einer Abgeordnetenwahl
trotz aller Anstrengungen des Erzbischofs und der Geistlichkeit die
Liberalen mit 1423 über die Ultramontanen mit 1373 Stimmen.
Der Erzbischof Dechamps erscheint in seinem rothen Cardinalsmantel
persönlich mit zwei Generalvicaren im Hauptwahlburean, um seine Stimme
20 ugeben. Im Rathhause hat der Bischof von Tournai, Dureaussaux, das
Amt des Stimmenzählers übernommen. In einem Wahllocal halten zwei
Barfüßermönche die Wache und mustern die Eintretenden; Pfarrgeistliche
beben sich überall aufgestellt, um sich zu überzeugen, wie gestimmt wird.
Auf dem großen Markt am Standbild Margarekhas von Oesterreich entsteht
ein großer K#aftauf, weil ein clericaler Vater seinen liberalen Sohn mit dem
Regenschirm prügelt.
15. Februar. II. Kammer: Berathung des Budgets: das
Budget des Innern wird schließlich mit allen 63 Stimmen der
Liberalen gegen alle 44 der Clericalen angenommen. Im Ganzen
siten in der Kammer 74 Liberale (wovon 8 Radicale) und 58
Clericale.