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sich sofort bei Eröffnung der Session zu erkennen. Parlamentarische Fest-
lichleiten sind in Norwegen sonst wenig Sitle, der neue Staatsminister
glaubte aber einen verjöhnlichen Schritt thun zu müssen und lud deßhalb
sämmtliche Mitglieder des Storthing zu einem splendiden Diner ein. Von
den 114 Abgeorducten erschienen aber nur 37, die übrigen blieben aus und
andten zum Theil sogar nicht höfliche Absagungen. Welches Geschick die
Regierungsvorschläge im Siorthing haben werden, davon liefert die Behand-
ung der Vorlage wegen der Einkommensteuer in Odelsthing eine sehr be-
merkenswerthe Probe. Diese Abtheilung des Storthing hat die eingegangenen
Vorlagen zu prüfen und sie zur weiteren Vornahme an Ausschüsse zu ver-
weijen. Mit dem gedachten Vorschlag machte man aber kurzen Proceß, in-
dem man ihn einfach ud ucta legte. Es ist dieß jeit Karl Johanns Zeiten
das erste Mal, daß einer Regierungsproposition eine jolche Behandlung
widerfahren ist. Schlimmer noch als dieß aber sind zwei von dem radicalen
Abg. Jaabäl eingebrachte Vorschläge, welche darauf abzielen, die Civilliste
des Königs von 336.000 auf 250,000 Kronen herabzusehen und die dem
Präsidenten der norwegischen Negierungsabtheilung i in Stockholm vor einigen
Jahren bewilligten Tafelgelder von 20,000 Kr. jährlich zu streichen. Es
werden ferner seitens des Storthings auch Schritte vorbereitet, um die Minister
zum Erscheinen in den Sihungen zu zwingen, weil nach einem Paragraphen
des Grundgesetzes der Storthing das Necht hat. von jedem Norweger — den
König und sein Haus gusgemommen. — mündliche Erklärungen in Staats-
sachen zu verlangen. Von diesem Recht will nun das Storthing den aus-
gedehntesten Gebrauch machen, so daß die Minister factisch gezwungen wären,
während der Verhandlungen zugegen zu sein.
23. Febrnar. (Norwegen.) Storthing: die Storthings-
und Odelsthings-Präsidenten Sverdrup und Steen bringen Vor-
schläge auf Modification des Geschäftsreglements ein, welche offen
darauf zielen, die Minister thatsächlich zum Erscheinen im Storthing
zu zwingen.
9. März. (Norwegen.) Gegenüber der im Storthing herr-
schenden demokralisch-radicalen Partei thun sich nachgerade auch die
conservativen Elemente des Landes zusammen und erklären sich gegen
die Tendenzen jener Partei.
Unter dem Namen „Norwegischer November-Verein“ haben sich diese
Elemente förmlich fansitiit und boll en zu Lilleströmmen eine Versammlung
ab, zu der sich gegen 300 Landwirthe, alle Besitzer größerer Hiie. aus allen
Theilen des Amtes Akerhus (um Christiania gelegen, 116,000 Einwohner)
eingefunden haben, und die folgende Resolutionen einhellig annimmt: )
Verein speicht anläßlich des Storthings-Beschlusses vom 9. Juni 1880 aus-
daß das Grundgesetz gemäß der Ansicht der Versammlung nicht verändert
werden bam, wenn nicht beide Staalsnächte das Storkhing und der König,
emeinsam darauf eingehen. 2) Der Verein spricht seine unerschütterliche
Ergebendet und Treue für unfere bestehende constitutionell-monarchische Ver-
fassung und für die Vereinigung mit Schweden aus." Die in ihren tie —
Gefühlen aristocratischen norwegischen Großbauern haben somit die Rolle
des in ihrem Lande abgeschafften Adels übernommen und stlellen sich dar
als eine feste Wehr für Königthum und Verfassung gegen die wühlende
Demokratie.